Sag mir – ich komme vom Rhein –
wie soll ich Liebe denn benennen :
Es klebt die Erde am Fels
die Traube an der Rebe
die Rebe am Stock
der Himmel ganz an dir
Sag mir – ich komme vom Rhein –
wie soll ich Liebe denn benennen :
Es klebt die Erde am Fels
die Traube an der Rebe
die Rebe am Stock
der Himmel ganz an dir
Räbelein
bist mir durch die Seel geschwommen
flög ich auch zu dir
all mein schwarzes Meer
könnt ich dich nicht finden
käme selbst dann in der Brandung um
schlüg ich auf die Wellen
so muß ich dir nahe sein
ohne dich zu finden
weiß nur daß du ganz in mir
Flügelschlag und Flug schon bist
wo wir uns verirren tun
jeder kann nur fliegen seinen Flug
ach wie gerne streiften
unsre Flügel sich
doch die schwarzen Wolken
trennen uns und die schwarzen Meere auch
pochen fühl ich stets dein Herz
selbst im Steinschlag flatterst du
das was wir uns schenken
sag es nicht denn es ist zart
daß selbst ein Wort es schon zerbricht
Räbelein
unsre Stärke nehmen wir aus dem
großen Topf der Stille, unser Flug
ist jene Spannung zwischen Leere, Nichts und
völlig hier, schattenlos da fliegen wir
manchmal durch die Dornen ohne zu
verbluten nur mit Schwingen federleicht
Räbelein
ach wir wissen wie die Krallen sind
krall mich fest und ich auch dich
doch wir lösen alle Fesseln weil
verwaist wir immer Suche sind
es ist das Schicksal uns der Raben
über fremde Feuer flattern ihre Leiber
ihre schwarzen Schatten huschen
hin über Asche, Nacht und Tag
im Flügelschlag der Stille
zuckt vor dem großen Schrei
wie Glas entzwei
ein Herz so fremd
Das das ist das schönste Erbe :
Komm wir machen Erben uns
öffnet sich uns ganz die Welt
aller Moder, Staub zerfällt
keiner fragt mehr nach Kultur
leg schnell weg dabei die Uhr
Blind
beerbt sich hier das Tal
trotz der vielen Sichten
sommertags steht still die Zeit
mittags in der Hitze
provencalisch fast
auf den Höhen Luftzug ist
unten tuckern Schiffe
und du schließt die Augen
wie die Eidechse
auf dem Schiefer
alte Göttin hier
schon vor der Zeit
Wir leben in dem Tal
das Erbe ist
der Welt nun offen
Gäste kommen in das Tal
kommen da aus aller Welt
Sprachen und Nationen
Gast wir selber sind
auf Erden in dem Tal
das Erbe ist
doch Erbe heißt nicht Tod
Erbe kein Museum ist
Kulisse nur, Fassadentor
Erbe heißt wir leben
hier in Felsen und am Strom
von Natur so reich beschenkt
Sonne uns hier lacht
fröhlich, heiter, unbeschwert
doch wir leugnen Schatten nicht
mit uns leben die hier
auch gelebt, gestaltet
mit das Tal
die hier gelitten auch
Heine lacht mit uns und zecht
niemals wollen wir ein Erbe
das uns Heine stellt ins Abseits
davon hatten wir genug
kein Versuch mehr zu besudeln ihn
unser Erbe sind wir selber
unser Leben, Denken, Lieben, Tun
unser Erbe ist kein Monopol
weder für Vereine noch für Gastronom
viele Burgen gibt es hier, viele Ecken, viele Zentren
wo da jeder will der Größte sein
davon hatten wir genug
unser Erbe ist wir lernen
gemeinsam zu gestalten Leben, Strom und Stadt
Viele Stimmen sind dann da
viele Blicke, viele Sichten
unsere Kinder sollen frei
selbst entscheiden stets
daß hier immer neu
blüht das Tal
das uns Erbe ist zum Leben
weder eingefroren in Schablonen
weder Abziehbild, noch Etikett
nicht nur Geld nur und Tourismus
wir leben auch im Winter hier
Wein schenkt sich zusammen besser ein
unser Erbe ist nicht vorgegeben
lustvoll will es immer neu gestaltet sein
unser Erbe ist freier Atem hier am Strom
Elsterlein
aus der Dachluk
siehst du Fahnen, Wimpel
hörst die Reden
im leeren Uhrenkästelein
versteckst du dich
doch die Zeit sie bleibt nicht stehen
egal wie du auch flatterst
wild und unbequem
sagst du auch kein Ton
Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj
Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj
Elsterlein fielst aus der Nacht
in den Brunnen tief hinab
niemand half dir
fielst nur ganz
ist kein Rand dir und kein Ufer
fielst hinab
bis auf den Grund
egal wie du auch flatterst
wild und unbequem
sagst du auch kein Ton
Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj
Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj
Elsterlein
durch die Dachluk
siehst du leere Gassen
grüne und auch weiße Kittel
schwarze und auch braune Stiefel
weiße Schuh’n
Elsterlein wirst aus der Welt
sortiert und die Dachluk
zugebrettert
egal wie du auch flatterst
wild und unbequem
sagst du auch kein Ton
Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj
Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj
deine Träne Elsterlein sie
fing der Wind, Träne,
die da nie geweint, Schrei,
der nie geschrien, nie
gehört
stumm der Rauch
da flatterst du
deine Flügel ganz gespreizt
wurden dir zertreten
eine Feder schwarz
sticht mir noch ins Herz
egal wie du auch flatterst
wild und unbequem
sagst du auch kein Ton
Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj
Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj
Elsterlein
aus den Himmelswolken
guckst du
niemand
sieht mehr dich
weiß geworden
deine Flügel
doch dein Schrei
er fiel hinab
Asche tief ins Wort
egal wie du auch flatterst
wild und unbequem
sagst du auch kein Ton
Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj
Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj
gewidmet dem Yael Elya Institut
Die Raben des Elijah
Sie sehen den See nicht und die Nacht
sie fliegen blind durchs Dunkel nur ein Ziel
zu speisen diesen weisen Mann
der still vor einer Höhle sitzt und schweigt
auf kahlen Ästen rasten sie im Mund den Happen
in ihren schwarzen Federn noch ein weißes Haar
vom Barte oder Haupte des Propheten
es ist als ob er mit dabei auch flöge
durch Nacht und Leere, Schweigen, Tal
es ist als ob da alle Zeiten stille stehen
ein Flug der rabenschwarzen kahlen Nacht
und nur der Mond ganz bleich
inmitten silberheller Sterne, doch
sehen’s die Raben nicht, solange sie
den Dienst zu sättigen
den Hunger des Propheten hat Gott
die Augen ihnen ganz gedeckt
sie sehen den Propheten nicht noch wie er speist
sie fliegen blind durch Wälder, Täler hin
an Felsen sicher ganz vorbei
und finden blind das Futter und die Stelle
sie picken’s auf und hacken schnell
und wissen immer wo der Mund ist des Propheten
am Tag wenn Sonne heiß auch brütet gnadenlos
das Brot in ihrem Schnabel unzerkrümmelt frisch
so selten war ihr Flug so ganz gelenkt
der Raum war einfach Luft und Leere und
füllte aus doch alles restlos ganz ein Wille
nichts blieb da übrig, fiel daneben
es war genug und knapp und nie
zuwenig und zuviel, genau gemessen
und unter ihren Flügeln breitete sich aus
ein Schweigen das sie nie gekannt
im Innern strahlte eine Helle wie noch nie
als hätten sie die Sonne ganz verschluckt
und ihre schwarzen Federn spannten eine Weite
die fächerte den Himmel gänzlich auf
selbst wenn sie flatterten kurz über einem Ast
es war als ob sie stille standen
und plötzlich fiel von ihnen alle Schwere nur hinab
und wenn sie wieder Erde unter ihren Füßen
war weder Kälte noch, noch Hitze
und selbst im Regen wurden sie nicht naß
geschützt in einer Regenbogenhaut wie nie
die Kanten ihrer Schnäbel waren glühend Messer
die tief und glatt das Fleisch zerhackten
und ihre Krallen hielten eine Beute
die sie nicht sahen, die ganz bereit und
willenlos der Schärfe ihres Tuns entgegenbrach
kein Tropfen Blut fiel auf das Gras
wie flinke Schatten flogen sie und ließen
alles unberührt und unversehrt
nur wußten sie, der alte graue Mann
er liebte ihr Gekrächze, er hatte
sonst ja niemand außer Gott
mit dem er sprach
so kreischten sie
daß selbst im Fels
ihr wildes Kra-Kra-Kra
Gekrächze schrak den Stein
und fütterten den schweigenden Propheten
mit Sprache eines fremden Flugs
Um den alten Turm herum
schweigt die Mauer
niemand wacht
Reben sind geschnitten
umgestülpt
am Ufer Nachen
Netze aufgelöst
Ruder hochgezogen
werfen Schatten in den Sand
zwischen all den Scherben
trocknet Treibholz still
rostet Blech und Nagel
Brunnen ohne Wasser
Dächer schiefergrau
Menschen an dem Ufer
sehen die Weiden nicht
sehen nur die Schiffe
wegziehen immerzu
keiner ankert hier
zieht nur alles
schnell vorrüber
fensterlos die Kapelle
rot wacht sie über grauem Stein
über grobgehaunem Fachwerk
nur der stille Wilhelm
Weißdornzweige in der Hand
ankert hier noch immer
unvergeßlich ihm die schöne Sarah
weiß und totenbleich im Kahn
und ihr schwarzes Haar
unvergeßlich jede Nacht
* * *
Sterne blitzen drin
Engel sind sich alle ähnlich
doch wer taubstumm hört das nicht
Ach du hattest
schöne Locken
fielen dorthin
fielen hierhin
blieben nie
an einem Ort
fielen tief dir ins Gesicht
über deine Stirne ganz
ach du hattest
schöne Locken
und verlockend warst du da
fielst du dorthin
fielst du hierhin
nie bliebst du
an einem Ort
* * * * *
Täubchen meinte er
zur Therapeutin
und er meinte doch nur
taub sei sie
* * * * *
Welle, Welle fließe
immerzu willst frei du sein
doch was ist
wenn du kein Ufer findest
Welle, Welle fließe
immerzu willst frei du sein
doch wann kommt dir in den Sinn
daß du selber nur ein Schwanken
Zufall etwas Strom und Wind
Welle, Welle fließe
immerzu willst frei du sein
doch was ist
wenn du ein Ufer findest
* * * * *
Skeptisch war er gegen Bischöfe, auch gegen die des Atheismus.
* * * * *
Warum blieb er hier
wenn sich ihm hier nichts mehr bot
doch es zieht ihn in die Tiefe
zieht ihn ganz zurück
an den Anfang seines Lebens
hier waren seine ersten Schritte
hier wird lernen er
durch alle Fesseln gehen