Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 104

Räbelein 

bist mir durch die Seel geschwommen 

flög ich auch zu dir 

all mein schwarzes Meer 

könnt ich dich nicht finden 

käme selbst dann in der Brandung um 

schlüg ich auf die Wellen 

 

so muß ich dir nahe sein 

ohne dich zu finden 

weiß nur daß du ganz in mir 

Flügelschlag und Flug schon bist 

 

wo wir uns verirren tun 

jeder kann nur fliegen seinen Flug 

ach wie gerne streiften 

unsre Flügel sich 

doch die schwarzen Wolken 

trennen uns und die schwarzen Meere auch 

 

pochen fühl ich stets dein Herz 

selbst im Steinschlag flatterst du 

das was wir uns schenken 

sag es nicht denn es ist zart 

daß selbst ein Wort es schon zerbricht 

 

Räbelein 

unsre Stärke nehmen wir aus dem 

großen Topf der Stille, unser Flug 

ist jene Spannung zwischen Leere, Nichts und 

völlig hier, schattenlos da fliegen wir 

manchmal durch die Dornen ohne zu 

verbluten nur mit Schwingen federleicht 

 

Räbelein 

ach wir wissen wie die Krallen sind 

krall mich fest und ich auch dich 

doch wir lösen alle Fesseln weil 

verwaist wir immer Suche sind 

 

es ist das Schicksal uns der Raben 

über fremde Feuer flattern ihre Leiber 

ihre schwarzen Schatten huschen 

hin über Asche, Nacht und Tag 

 

im Flügelschlag der Stille 

zuckt vor dem großen Schrei 

wie Glas entzwei 

ein Herz so fremd 

 

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