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Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 69

Mittwoch, Juni 6th, 2007

Fronleichnam   Heiligendamm 07

 

 

Im schwarzen Block

da streuten sie

die Veilchen aus

auch Schlüsselblumen, Margeriten

und Farn vom Kühlberg

ganz viel Farn

darüber sie geschritten

der rote Mohn er leuchtete

ganz wild dazwischen

und vor den Häusern Tannenzweige

Fähnchen an den Fenstern

der schwarze Block

er kam dahergeschritten

ganz langsam und allmählich

und machte plötzlich Halt

und blieb dann stehen

an Altären, die sie aufgebaut

die häßlichsten der Omas

auf Treppenstufen arrangierten sie

die schönsten der Madonnen

der schwarze Block

die kleinen Mädchen all ganz weiß

ging durch die Gassen der Diaspora

mit Singen, Klingeln und Tam Tam

sie feierten die Toleranz

und unter einem Baldachin

leuchtete golden die Monstranz

hochgehoben von dem Priester

während schwarz gekleidet Männer

der Bäcker, Lehrer, Klempner

schwitzend stangenweise

etwas trugen oder hoben

doch plötzlich erschall

ein großes Niesen

Rabegretchen von nebenan

die alte Protestantin

sie roch am Fenster am Persil

um so zu stören laut

allzuviel dergleichen Toleranz

es waren doch Schwarze, Katholiken

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 60

Montag, Juni 4th, 2007

In diesem Buch

da sprangen Schlangen raus

da gingen Kronen

ganz verloren

ersäuften sich

die Adler wie die Löwen

sprang plötzlich

die Kokarde auf der Stirn

die Revolution

bis Blücher dann

Garaus gemacht

als Totenstätte voll von Toteninseln

wollte man es dann erküren

als Erbe der Kultur steht es der Welt nun offen

dies Buch es war

Geschichte dieses Stroms

kunst bewegt zur Toleranz – Heine 52

Montag, Juni 4th, 2007

Es zittern in der Nacht

die Flügel

 

des Menschen Wort

wäscht sich

am Ufer aus

 

es treiben in dem Strom

die Augenblicke

 

Zeit schwemmt sich fort

 

tief ins Vergessen

 

und Strudel Sog

saugt auf

die Stille

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 37

Freitag, Juni 1st, 2007

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Daß ich nicht traurig bin,
Eine Hoffnung aus uralten Zeiten,
Die kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Wein;
Die  Gipfel des Streites funkeln,
Im Abendsonnenschein.

Doch bald schon klärt sich auf
Dort oben wunderbar,
Ein gold’nes Geschmeide blitzet,
Es kämmt die bösen Sätze gar
Es kämmt sie mit goldener Utopie
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewalt’ge Melodei.
 
Den Streiter im kleinen Schiffe,
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die bösen Begriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh‘.
Ich glaube, Verständnis verschlinget
Am Ende Hader und Streit,
Und das hat mit ihrem Ringen,
Die Toleranz getan.

 

„Frau Kanzlerin, weinen Sie für Afrika?“, fragt Chefredakteur Geldof gleich auf Seite zwei und erhält umgehend eine Antwort, die so staubtrocken preußisch wie merkeltypisch ist: „Ich glaube nicht, dass das ein Erfolg versprechender Weg wäre.“

„Wir dagegen denken, dass man diese Ausgabe der „Bild“-Zeitung aufheben sollte zum Beweis dafür, wie rasch moralische Beweggründe sich in einen wohlfeilen Moralismus verwandeln können, der in verlogenem Kitsch und objektivem Zynismus endet. Scheinheiligendamm “  Spiegel-online ein Tag vor dem 2. Juni 2007 über die Afrika Seite der Bild-Zeitung vom 1.6.  

  

 

 

o.T.

Dienstag, Mai 22nd, 2007

Heute vermag ich nicht zu schreiben. Ein Kompliment an die, die es doch immer wieder schaffen, einen mundtot zu machen. Und doch, ich schreibe dies hier. Und das ist viel. Ich habe viel gelernt. Ich gebe ihnen nicht die Ehre, sie zu benennen hier. 

American way

Montag, Mai 21st, 2007

Der Feuervogel

tanzte Pirouette

er fühlte

wie ein Adler sich

das Sternenbanner

schwang sich

ganz um ihn

 

und seine Füße

wunderbar und nackt

sie tanzten

auf dem toten Raben

Prost

Montag, Mai 14th, 2007

Die da schreien                   

schreien immer

die da wispern

wispern immer

alles heult nur

so zum Schein                   

die da loben

loben immer

taubstumm nur                   

erträgst du deinen Wein 

Weder verramscht noch beliebig

Montag, Mai 14th, 2007

Ich bin die Tradition

ich geh durch all die Namen

ich bin das Etikett nicht

das man klebt

ich bin Besitz nicht vom Verein

noch Trittbrett für die Trittbrettfahrer

ich bin die Tradition

ich gehe durch die Zeiten

ich bin das Tote nicht

das man verwaltet

bin das was war

und immer ist

weil einmal es

nur so gewesen ist

ich bin was immer wieder

neu entdeckt

wenn ohne Lügen und Schablonen

man entgegentritt

und zieht die Abziehbilder ab

auch die von Kraft-durch-Freude-Zeit

ich bin die Tradition

so wie es war und unbeliebig

so schenk ich Blicke in die Alte Zeit

und tue auf Momente

die nicht vorgeschwommen

ich bin die Tradition

wer in mir ist

der hat die Wahl

Feuer, Asche, alles sein

Ufer, Strom und Grund

wer in mir ist

braucht keine Wahl

er findet ganz zu sich

ich bin die Tradition

ich gehe durch die Namen

ich trübe nicht, ich helle auf

verkläre nicht, bin keine Zier

ich bin die Tradition

ich gehe durch die Namen

durchs Vergessen ganz hindurch

wer nah mir ist

ist nicht wer klebt

ist wer da steht

im Widerspruch

im andern stets

erfüllt sich was

sich selber bleibt

und wandelt ganz

Treibgut

Sonntag, Mai 13th, 2007

Papierschiffchen oben auf

so gleiten sie durch die Kultur

sie sind immer oben auf

so wie der Strom nun mal schwimmt

leicht sind sie wie Kork

auch wenn sie reden wie Blei

sie sind da wo das Geld fließt

die Institue die Orden

sie spielen den Glitzer

für Managment und Partei

Segel aus Publicrelation Promotion

Papierschiffchen sie sind immer dabei

sie hören die Presse schon knistern

ehe die Schwärze der Lettern erwacht

Papierschiffchen gleiten dahin

sonnig leicht wie der Wind

sie duften nach Blüte, Erfolg

sie tänzeln und drehen sich

rechts wie auch links

doch gehen nie unter im Sog

sie strudeln nur leicht

kokett berechnet den Kreis

sie waren gestern oben

sie sind es heute auch

in allen Farben stets zu Haus

so trommeln sie zum Schein

und ziehen tief den Hut

erzählen dann vom Mut

sie sind das Wagnis nur Papier zu sein

und tät sie treffen

nur ein Körnchen Salz

sie gingen tief zu Grund

Eingeschweißt

Donnerstag, Mai 10th, 2007

Nicht jeder bekommt Zellophan. Nicht jeder wird verschweißt. Staubfrei. Cover ist alles. Warum aufreißen ? Warum noch lesen ?  Titel nur zählen, Namen zählen.

Gestern erzählte mir eine noch ganz junge Frau, daß ihre Texte veröffentlicht werden bei 10000 Euro Eigenbeteiligung. Nicht glauben konnte ich fast, daß ein angesehener renomierter Verlag 19 000 Euro dafür verlangte, da sie ja noch gänzlich unbekannt.

Ein Wort tanzt auf dem Zellophan.

Unter dem Zellophan

ist der Name des Autors.

Der Apparat, der bestimmt, was Literatur ist, wird immer größer und die verflüchtigt sich.