Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 39

Juni 1st, 2007

 

Und wär es nicht verbrannt

du hättest es zerrissen

man spürt sehr wohl

wenn man verloren ist

dann ufert aus

was vorher Strenge war

und das Geschwätz obsiegt

süßlich galant Abarbanel

die Sonne Spaniens

die Loyola schuf

brennt unerbittlich feurig

dem Don Quichote folgt

ein Sancho Panso auf dem Esel

Haarü  Haarü

am Ende waren

in Spanien dann

im Kloster Santiagos

die Gebeine dessen

von Spinoza einst geraubt

dem du hier entflohst

die Söhne des Glücks

sie werfen lange Schatten

und spotten die

die sich verwandeln müssen

dreifach, vielfach

Sprache sie verrät

sidonisch aufgehitzt

in Schmeicheleien

Lust zu suchen

verliert sich

was einst herzlich

und natürlich war

und doch es bleibt

metallisch klirrend

fahl und blaß

hohnzuckend Tod

aus Masken springt

was nie an Schärfe sich verlor

der Schreck

auch wenn er tief

ins Wasser taucht

in fremde Worte, Werte und Gerüche

Kulturen, nackt sogar

er trägt die Farben seines Hauses

die Schleuder Davids

hat ihn aufgespannt

er ist der Stein

der fliegt

geschleudert wird

durchs Auge Goliaths

zum Anfang hin

* * * * *

Doch wo ist Anfang

in dem großen Plan der Schöpfung

am Ende ist der

der da rennt und rennt

am Ziel

das hinter ihm schon liegt

schon vor ihm war

eh er zu laufen noch begann

und die da fluchen

er entfernt sich

sind selber stehengeblieben längst

und haben sich

       entfernt dann doch

von dem

das sie zu hüten suchen

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 38

Juni 1st, 2007

Das ist die Seifenblase

die da platzt

 

die bunt und schön

so schillert

 

und ist doch Spiegelung

Sekunden schönen Scheins

 

das Buch der Lieder

zaubert Paradiese

 

und Schwert und Flamme zittern

der Engel der sie streng bewacht

 

erhebt sich kurz

aus all der Nacht

 

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 37

Juni 1st, 2007

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Daß ich nicht traurig bin,
Eine Hoffnung aus uralten Zeiten,
Die kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Wein;
Die  Gipfel des Streites funkeln,
Im Abendsonnenschein.

Doch bald schon klärt sich auf
Dort oben wunderbar,
Ein gold’nes Geschmeide blitzet,
Es kämmt die bösen Sätze gar
Es kämmt sie mit goldener Utopie
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewalt’ge Melodei.
 
Den Streiter im kleinen Schiffe,
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die bösen Begriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh‘.
Ich glaube, Verständnis verschlinget
Am Ende Hader und Streit,
Und das hat mit ihrem Ringen,
Die Toleranz getan.

 

„Frau Kanzlerin, weinen Sie für Afrika?“, fragt Chefredakteur Geldof gleich auf Seite zwei und erhält umgehend eine Antwort, die so staubtrocken preußisch wie merkeltypisch ist: „Ich glaube nicht, dass das ein Erfolg versprechender Weg wäre.“

„Wir dagegen denken, dass man diese Ausgabe der „Bild“-Zeitung aufheben sollte zum Beweis dafür, wie rasch moralische Beweggründe sich in einen wohlfeilen Moralismus verwandeln können, der in verlogenem Kitsch und objektivem Zynismus endet. Scheinheiligendamm “  Spiegel-online ein Tag vor dem 2. Juni 2007 über die Afrika Seite der Bild-Zeitung vom 1.6.  

  

 

 

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 36

Juni 1st, 2007

 

 fenster

 

Foto Fritz Stüber

Welcher oder welche “ Künstlerin“ gibt sich dafür  her mit ansonsten sehr schönen spielerischen Objekten sich durch – was auch immer –  instrumentalisieren zu lassen, um den Eindruck eines anderen Künstlers nur  zerstören zu wollen ?         3 Eigentore

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 35

Juni 1st, 2007

Über der Stadt

ein Fenster erwacht

ein Fenster in einer Ruine

die Ruine ist ohne ein Dach

der Himmel badet in ihr

über der schlafenden Stadt

ein Fenster erwacht

ein Fenster in einer Ruine

der Regen wäscht die Scheiben ab

der Regen rinnt hinab

an rotem Glas

rinnt er herab

aus rotem Glas das Fenster ist

ein Fenster in einer Ruine

die sonst gar keine Fenster hat

nur hohe Sandsteinbögen

der Himmel offen nah darin

nur Raben fliegen

aus und ein

durch hohe Sandsteinbögen

über der schlafenden Stadt

ein Fenster erwacht

ein Fenster in einer Ruine

aus rotem Glas das Fenster ist

gebrannt in ihm

der Text von Heinrich Heine

über der schlafenden Stadt

ein Fenster erwacht

ein Fenster in einer Ruine

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 34

Juni 1st, 2007

                             Für Freiligrath

 

Der Löwe hat geschlafen

jetzt haben sie ihn geweckt

er zeigt nicht gern die Tatzen

die Krallen sind nicht schön

doch wenn die Sonne allzusehr

verbrennt ihm dann das Fell

dann gähnt er laut und schrecklich

der Schrecken der Oase

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 33

Mai 31st, 2007

An den Ecken kläffkern Hunde

und du kläffkerst eifrig mit

 

in den engen Gäßchen

schallt es lauter

 

ist kaum Platz

zu heben ganz das Bein

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 32

Mai 31st, 2007

Manchmal muß man längerhier schon wohnen

um zu wissen

welche Gräber aufgeputzt

welche gar nicht

sind vorhanden

welche Zeichen wichtig

auch zur Umkehr

und Besinnung

 

 

und der Schatten Winands

in dem Turm

wirkt vielleicht ganz schlimm

auf Köpfe

so sie Schoppen

sauren Weins immerzu

hauen in sich rein

und besudeln selbst am End

was sie zu erhalten eingedenk

 

 

ohne je zu fragen

daß die Steine sind

getragen auch von

Zweck und Sinn

 

 

Disneyland das ist nicht alles

kunterbunte Tore ohne nichts

baumelt nur ein leerer Strumpf darin

 

 

Weltkultur das ist nicht nur

Fasnachtsspiele und Fassaden schieben

fängt sich auch ein Panorama ein

 

 

manchmal muß man stören die Idylle

sonst schläft alles ein

beim sauren Schoppenhauerwein

 

ach der arme Schopenhauer

wird er nun zum Gassenhauer

 

und die Größe seines Denkens

Abziehbild und falsches Etikett

 

und der Rheinische Verein

mag sich fragen

wo er früher war

überall dabei

 

und der Gast auf seiner Rast

will er abschneiden den Ast

woraus alles zweigt

 

oder will er sehen

Leben Menschen und Geschehen

was nicht nur Kulisse ist

 

manchmal ist auch not ein Zeichen

daß die bösen Geister weichen

 

und das Erbe mit dem Tal

ist es auch ein Neuanfang

ist es nicht die Stunde Null

die da ausradiert die Tiefe

unverankert Planspielwiese

 

nicht nur Talfahrt

im Welterbetal

manchmal geht es

unverhunzt und unbesudelt

auch bergauf

 

obwohl

Sudler wird hier bald ein Ehrenname

und Verhunzung Anerkennung

 

provinziell niveaulos

ja so will ich sein

herrlich medioker und maskiert

 

aber nicht entmündigt

und bevormundet

 

eher stumpf und hirnlos

 

unverschämte Eindringlinge

wo ist unverfälscht das Orginal

 

der Einsichtige verschmäht

braucht er Jahre

nein Sekunden

 

daß die Urtheilskraft

beim Nachbarn

freut mich wenn

der Nachbar dies mir sagt

 

Denkmal heißt nicht

daß man nicht mehr denken darf

 

Erbe heißt nicht

daß man selber tot

 

und Kultur wirft weg den Hut

der global nur aufgesetzt

 

wer sich denn besudelt fühlt von Heine

der hat selten kurze Beine

 

wie schnell fällt dann auf seinen Schlips

was er selber streut an Gips

 

und der Gast der sich besudelt fühlt von Heine

soll er  bleiben wo der Pfeffer wächst

 

ach wie schnell verfärbt sich

was noch eben grün

Zoten als auch Schoten

 

denn Heine das ist Rhein

genauso wie der Wein

 

vorbei die Zeiten

die ins Unglück schreiten

 

und tu ich mich hier fetzen

und zeig ich Schatten, Widersprüche auf

weil manches unerträglich ist

so fühl ich mich doch nah

und ungetrennt von denen

die wie ich

 

auch wenn der Heine

über Herwegh und den Mohrenkönig lacht

weil zu pathetisch ihm

der ganze deutsche Skatverein

 

setz ich die Toleranz

aufs Banner

 

gelbe Sterne

rosa Winkel

Sinti Roma

 

und die Asche Hadamars dazu

 

 

 

 

 

 

 

 

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 31

Mai 30th, 2007

Alle dachten er sei stumm

alle dachten er sei taub

nur weil er ein Wort nie sprach doch er war nur ganz verstört

frag nicht, was  er einst und je gehört

niemand traute er sich an

nur mit Blicken sprach er dann und wann

 

 

 

 

also hörte er im Kahn

alles was der Rabbi sprach

so auch er vernahm

als die schöne Sarah schlief

und der Rabbi Gott anrief

 

 

 

flehend bat er ihn um Gnade

daß er seine Frau so tief belogen

um zu trösten sie

all die Toten ihr verschwieg

ihn nur wollten seine Häscher

doch er wußte- Gott hab Gnade –

alle morden sie dahin

plündern, schatzen, massakrieren

daß da nur kein Zeuge sei

 

 

und am nächsten Morgen

ist die Nacht vorbei

 

 

ruhig friedlich alles einerlei

manche nur sind dann verscharrt

 andre etwas reicher worden

 

 

und vom Haß ist nichts genommen

der bleibt weiter unbenommen

 

 

und der Rabbi bat auch Gott

wegzunehmen ihm den Fluch

den da Sarahs Vater einst gesprochen

sieben Jahre nun zu wandern

 

ganz in Armut betteln gehen

 

und er wußte, jetzt ist kommen

unabwendbar diese Zeit

 

 

und er sehnte sich nach Spanien

wie er immer sehnte sich

 

und er rang mit Gott

nie zu wissen, ob er Feuer oder Eis

beides pochte ganz in ihm

 

 

glühend Liebe Sonne Sand

und die Strenge kalt des Gesetzes Disziplin

 

 

seinem Volk zu leben

war sein ganzes Streben

 

 

Kinder ist die Antwort auf den Tod

 

 

und er bat nun Gott um diesen Segen

wie auch immer ungeschützt die Wege

 

 

 

Gott der Wüste sei zugegen

Wasser spende dem der dürstet

Manna schenke in der Not

nie ermüde unser Ziel

auf Jerusalem zu gehen

statt uns einzunisten in der Enge

wo nur Dunkel herrscht und Tod

 

daß lebendig uns dein Wort

das wir lieben das wir leben das wir lehren

 

doch wie es vermehren

in der Enge Dogma ganz getreu

oder pochend weit der Himmel

schafft dein Wort uns neu die Welt

 

 

Gnade Gott daß wir so denken

und nicht an die Toten denken

 

 

ihnen gib das ew’ge Leben

und von uns nimm unsre Schuld

 

 

 

 

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 30

Mai 30th, 2007

Um den alten Turm herum

schweigt die Mauer

niemand wacht

Reben sind geschnitten

umgestülpt

am Ufer Nachen

Netze aufgelöst

Ruder hochgezogen

werfen Schatten in den Sand

zwischen all den Scherben

trocknet Treibholz still

rostet Blech und Nagel

Brunnen ohne Wasser

Dächer schiefergrau

Menschen an dem Ufer

sehen die Weiden nicht

sehen nur die Schiffe

wegziehen immerzu

keiner ankert hier

zieht nur alles

schnell vorrüber

fensterlos die Kapelle

rot wacht sie über grauem Stein

über grobgehaunem Fachwerk

nur der stille Wilhelm

Weißdornzweige in der Hand

ankert hier noch immer

unvergeßlich ihm die schöne Sarah

weiß und totenbleich im Kahn

und ihr schwarzes Haar

unvergeßlich jede Nacht

 

     * * *

 

Sterne blitzen drin

Engel sind sich alle ähnlich

doch wer taubstumm     hört das nicht