Archive for the ‘Sprache’ Category

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 91

Freitag, Juni 8th, 2007

Elsterlein

aus der Dachluk

siehst du Fahnen, Wimpel

hörst die Reden

 

im leeren Uhrenkästelein

versteckst du dich

doch die Zeit sie bleibt nicht stehen

 

egal wie du auch flatterst

wild und unbequem

sagst du auch kein Ton

Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj

Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj

 

Elsterlein fielst aus der Nacht

in den Brunnen tief hinab

niemand half dir

fielst nur ganz

ist kein Rand dir und kein Ufer

fielst hinab

bis auf den Grund

 

egal wie du auch flatterst

wild und unbequem

sagst du auch kein Ton

Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj

Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj

 

Elsterlein

durch die Dachluk

siehst du leere Gassen

grüne und auch weiße Kittel

schwarze und auch braune Stiefel

weiße Schuh’n

 

Elsterlein wirst aus der Welt

sortiert und die Dachluk

zugebrettert

 

egal wie du auch flatterst

wild und unbequem

sagst du auch kein Ton

Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj

Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj

 

deine Träne Elsterlein sie

fing der Wind, Träne,

die da nie geweint, Schrei,

der nie geschrien, nie

gehört

stumm der Rauch

da flatterst du

 

deine Flügel ganz gespreizt

wurden dir zertreten

 

eine Feder schwarz

sticht mir noch ins Herz

 

egal wie du auch flatterst

wild und unbequem

sagst du auch kein Ton

Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj

Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj

 

Elsterlein

aus den Himmelswolken

guckst du

niemand

sieht mehr dich

weiß geworden

deine Flügel

 

doch dein Schrei

er fiel hinab

Asche tief ins Wort

 

egal wie du auch flatterst

wild und unbequem

sagst du auch kein Ton

Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj

Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj

 

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 80

Donnerstag, Juni 7th, 2007

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 41

Samstag, Juni 2nd, 2007

gewidmet dem Yael Elya Institut

Die Raben des Elijah 

Sie sehen den See nicht und die Nacht

sie fliegen blind durchs Dunkel nur ein Ziel

zu speisen diesen weisen Mann

der still vor einer Höhle sitzt und schweigt

auf kahlen Ästen rasten sie im Mund den Happen

in ihren schwarzen Federn noch ein weißes Haar

vom Barte oder Haupte des Propheten

es ist als ob er mit dabei auch flöge

durch Nacht und Leere, Schweigen, Tal

es ist als ob da alle Zeiten stille stehen

ein Flug der rabenschwarzen kahlen Nacht

und nur der Mond ganz bleich

inmitten silberheller Sterne, doch

sehen’s die Raben nicht, solange sie

den Dienst zu sättigen

den Hunger des Propheten hat Gott

die Augen ihnen ganz gedeckt

sie sehen den Propheten nicht noch wie er speist

sie fliegen blind durch Wälder, Täler hin

an Felsen sicher ganz vorbei

und finden blind das Futter und die Stelle

sie picken’s auf und hacken schnell

und wissen immer wo der Mund ist des Propheten

am Tag wenn Sonne heiß auch brütet gnadenlos

das Brot in ihrem Schnabel unzerkrümmelt frisch

so selten war ihr Flug so ganz gelenkt

der Raum war einfach Luft und Leere und

füllte aus doch alles restlos ganz ein Wille

nichts blieb da übrig, fiel daneben

es war genug und knapp und nie

zuwenig und zuviel, genau gemessen

und unter ihren Flügeln breitete sich aus

ein Schweigen das sie nie gekannt

im Innern strahlte eine Helle wie noch nie

als hätten sie die Sonne ganz verschluckt

und ihre schwarzen Federn spannten eine Weite

die fächerte den Himmel gänzlich auf

selbst wenn sie flatterten kurz über einem Ast

es war als ob sie stille standen

und plötzlich fiel von ihnen alle Schwere nur hinab

und wenn sie wieder Erde unter ihren Füßen

war weder Kälte noch, noch Hitze

und selbst im Regen wurden sie nicht naß

geschützt in einer Regenbogenhaut wie nie

die Kanten ihrer Schnäbel waren glühend Messer

die tief und glatt das Fleisch zerhackten

und ihre Krallen hielten eine Beute

die sie nicht sahen, die ganz bereit und

willenlos der Schärfe ihres Tuns entgegenbrach

kein Tropfen Blut fiel auf das Gras

wie flinke Schatten flogen sie und ließen

alles unberührt und unversehrt

nur wußten sie, der alte graue Mann

er liebte ihr Gekrächze, er hatte

sonst ja niemand außer Gott

mit dem er sprach

so kreischten sie

daß selbst im Fels

ihr wildes Kra-Kra-Kra

Gekrächze schrak den Stein

und fütterten den schweigenden Propheten

mit Sprache eines fremden Flugs

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 40

Freitag, Juni 1st, 2007

Das Wort

aus jenem Thoraschrein

das immer ist Geburt

es ist ein fremder Stern

der zieht dahin

und leuchtet

durch den Tod

die Engel

haben abgenabelt sich

 

 

und aus dem Staub

noch Asche

auf der Stirn

 

 

tritt unverletzt

die Frage

 

 

was unterscheidet diese Nacht

von all den andern Nächten

 

 

und diesmal

antwortet das Schweigen

 

 

eine offene Tür das Wort

ein leerer Becher

 

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 38

Freitag, Juni 1st, 2007

Das ist die Seifenblase

die da platzt

 

die bunt und schön

so schillert

 

und ist doch Spiegelung

Sekunden schönen Scheins

 

das Buch der Lieder

zaubert Paradiese

 

und Schwert und Flamme zittern

der Engel der sie streng bewacht

 

erhebt sich kurz

aus all der Nacht

 

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 33

Donnerstag, Mai 31st, 2007

An den Ecken kläffkern Hunde

und du kläffkerst eifrig mit

 

in den engen Gäßchen

schallt es lauter

 

ist kaum Platz

zu heben ganz das Bein

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 31

Mittwoch, Mai 30th, 2007

Alle dachten er sei stumm

alle dachten er sei taub

nur weil er ein Wort nie sprach doch er war nur ganz verstört

frag nicht, was  er einst und je gehört

niemand traute er sich an

nur mit Blicken sprach er dann und wann

 

 

 

 

also hörte er im Kahn

alles was der Rabbi sprach

so auch er vernahm

als die schöne Sarah schlief

und der Rabbi Gott anrief

 

 

 

flehend bat er ihn um Gnade

daß er seine Frau so tief belogen

um zu trösten sie

all die Toten ihr verschwieg

ihn nur wollten seine Häscher

doch er wußte- Gott hab Gnade –

alle morden sie dahin

plündern, schatzen, massakrieren

daß da nur kein Zeuge sei

 

 

und am nächsten Morgen

ist die Nacht vorbei

 

 

ruhig friedlich alles einerlei

manche nur sind dann verscharrt

 andre etwas reicher worden

 

 

und vom Haß ist nichts genommen

der bleibt weiter unbenommen

 

 

und der Rabbi bat auch Gott

wegzunehmen ihm den Fluch

den da Sarahs Vater einst gesprochen

sieben Jahre nun zu wandern

 

ganz in Armut betteln gehen

 

und er wußte, jetzt ist kommen

unabwendbar diese Zeit

 

 

und er sehnte sich nach Spanien

wie er immer sehnte sich

 

und er rang mit Gott

nie zu wissen, ob er Feuer oder Eis

beides pochte ganz in ihm

 

 

glühend Liebe Sonne Sand

und die Strenge kalt des Gesetzes Disziplin

 

 

seinem Volk zu leben

war sein ganzes Streben

 

 

Kinder ist die Antwort auf den Tod

 

 

und er bat nun Gott um diesen Segen

wie auch immer ungeschützt die Wege

 

 

 

Gott der Wüste sei zugegen

Wasser spende dem der dürstet

Manna schenke in der Not

nie ermüde unser Ziel

auf Jerusalem zu gehen

statt uns einzunisten in der Enge

wo nur Dunkel herrscht und Tod

 

daß lebendig uns dein Wort

das wir lieben das wir leben das wir lehren

 

doch wie es vermehren

in der Enge Dogma ganz getreu

oder pochend weit der Himmel

schafft dein Wort uns neu die Welt

 

 

Gnade Gott daß wir so denken

und nicht an die Toten denken

 

 

ihnen gib das ew’ge Leben

und von uns nimm unsre Schuld

 

 

 

 

Kultur bewegt zur Toleranz – Heine 29

Mittwoch, Mai 30th, 2007

Wann kommt eine Zeit

wo es wieder Leser gibt

die die Texte nicht erhöhen

oder schmähen

sondern lesen und erkennen

ohne Suppe nur zu löffeln

Eintopf oder fett gebraten

Soße ganz aus Brei didaktisch

die da schmecken

Salz und Wort

Lippe sind noch selber Zunge

in der Taubheit unsrer Zeit

 

 

* * * * *

 

Kein Vorhang mehr wo alle Fragen

sind ersoffen nur

in der Laune eines Medienpopanz

 

* * * * *

 

 

Heine gassenhaft

hast du reingesaut

in die Etüden

hast die Seele

zirpeln lassen

und den Nachttopf

ganz geleert

 

 

* * * * *

 

Selten bläst du die Fanfare

wird der Rhein dir auch Staffage

Burgen, Berge, fahrend Ritter

Mythen, Sagen, Trutzgewitter

der Romantik abgeschaut

kleidest neu du jede Braut

auf den Felsen in die Höh

hüpfen Nixen und die Flöh

untergehen tuen Schiffer

damals gab’s noch keine Kiffer

liebestoll nur arme Fischer

doch durch die Fassaden durch

stichst du dann den Spott der Nadel

die die Finsternis durchstochen

alles ist nur falscher Adel

Fliegen sind nur

auf den Leim gekrochen

glaubten dir den Krautsalat

doch dein Herz auch ganz im Scherz

schweigend ist dir      still der Schmerz

 

aus den Flammen Dritten Reiches

bist du nun zurückgekehrt

aus dem unbekannten Volkslied

bist du wieder Name Titel

 

und ich möchte mich

auch nähern dir

um mich zu entfernen wieder

 

Kopist von dem Kopisten

ist unsrer aller kulturellen Spur

 

wir sind doch Epigonen

uns fehlen nur die Throne

o.T.

Dienstag, Mai 22nd, 2007

Heute vermag ich nicht zu schreiben. Ein Kompliment an die, die es doch immer wieder schaffen, einen mundtot zu machen. Und doch, ich schreibe dies hier. Und das ist viel. Ich habe viel gelernt. Ich gebe ihnen nicht die Ehre, sie zu benennen hier. 

Himmelfahrt nachträglich

Montag, Mai 21st, 2007

Nichts blieb zurück

zwei Mann weiß

und eine weiße Wolke

und niemand weiß

woher wohin

und alles wartet

daß aus einer Wolke

hagelt Feuerregen