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E 2

Dienstag, Oktober 2nd, 2007

Was immer sie in der Hand haben mag, auf jeden Fall keinen Spiegel .  Dann würde keiner sie kaufen. Man stelle sich vor, man kaufe extra eine Heilige und sehe dann sich selber nur. So wie man ist. Nein, dafür sind Heilige nicht . Nein, dafür gibt man kein Geld aus.  Die  große extra blattgoldgefaßte farbige Heilige, nein nicht schwarz, bunt ganz, tiefes Rot, sattes Blau, goldene Lilien, gibt schon was her, kostet auch … !  Obwohl im Jubiläumsjahr kostengünstig extra angepriesen.  1600 Euro ! Wenn dann Besuch kommt, das ist schon repräsentativ, fällt ins Auge stolz,  bewundernswert und signalisiert doch, daß man sozial ganz nur auf Mildtätigkeit hin gestimmt.  Sie paßt schon in diese Stadt diese Stadtheilige. Sie würde bestimmt heute im Südviertel wohnen. Sagte doch öffentlich – anzugsmäßig gut dezent gekleidet, aber gesinnungsmäßig umwälzend fortschrittlich – sagte doch einer der Germanistenprofessoren  tatsächlich, er würde im Sommer jedes Jahr in Irland Urlaub machen, um dem proletarischen Element intensiver begegnen zu können. Wohlstand und Wohltätigkeit beides zu vereinigen, das farbige luxuriöse teure Exemplar vermag das am besten.  Wenn in aller Zierde die goldene Krone in den Augen strahlend glänzt und der kupferne, bleierne Pfennig hinab sich begibt, kullert oder gnädig fällt , schwupp, hops in die noch ungewaschenen striemigen offen gehaltenen bittend flehenden Hände eines ohne oder mit Hartz IV versehenen Bettlers, Krüppels, Loosers, Schnorrers, Flegels, Versagers. 

Dann erwacht das Mittelalter wieder. Die Marburger Tafel. Aber wer hungert, fragt nicht, wes Brot es ist. Das konnte sich nur Elisabeth leisten.

E 1

Montag, Oktober 1st, 2007

Auch ich kaufe mir eine Elisabethstatue nun, bei Elwert der alten Buchhandlung, gibt es sie, handgeschnitzt aus Südtirol nach einem alten Abguß der noch älteren Figur von Juppe, die damals auch schon geschnitzt. Aber wo soll ich sie hinstellen die Elisabeth ?  Nachher fällt sie mir noch um. In meiner Unordnung. Der Hund spielt dann mit ihr. Oder der Kater kratzt an ihr. Sie ist ja so hübsch !  Mit einer Krone auf  ihrem Haupt. Mit hochkarätigem Blattgold gefasst.   Und sie hält das Modell der Kirche in ihrer Hand. Was hält sie in der anderen Hand ? Ich weiß es gar nicht mehr. Vielleicht die Tageszeitung von hier ?  Oder ein Portrait des Ministerpräsidenten ?  Vielleicht sogar den Dalai Lama, wie er lächelt ?  Das Kulturprofil eines Jahres, das schon längst vergangen ist ?  Sie ist bestimmt kulturell sehr gebildet. Vielleicht hält sie in der Hand sogar einen Roman über sich selber, voller Liebe und Adjektive. Ihre CD ?  Ihre Torte ?  Ihre Pralinen ?  Verdammt, jetzt muß ich doch noch mal den Steinweg hinaufschwitzen zu dem Gang am Aufzug, um zu sehen, was sie denn nun in der anderen Hand hält,  ehe ich mir die Figur kaufe. Es gibt sie doppelt. Nein vierfach. Groß und klein wie man sie eben haben will. Buntig farbenfroh und roh einfach  nur Holz hell. Ich erinnere mich nur, die Krone haben sie hochkarätig vergoldet und den Bettler zu ihren Füßen einfach entfernt. Wer kauft schon einen Bettler ?

Geheimnis des Dialogs….. ( der Anfang nur )

Freitag, September 28th, 2007

Geheimnis des Dialogs

geschrieben im Elisabethjahr 2007 am 11. September

in der Kälte nachts bei Verspätung eines Zugs

In der Leere nächtlichen Bahnsteigs
frag ich mich plötzlich
wann sind Gespräche geglückt
damals und heute
dort und hier
immer und jetzt
Andreas, Johannes
Mehmet, Jesus
Sarah, Siddharta
Yukel, Fatma
du und ich

die Taufe in den Dialog

das Hinabtauchen in den

Strom der Kommunikation

das sich Abwaschen

von allen Etiketten

die nur kleben ohne

was zu bedeuten

Die Anwesenheit der Abwesenheit

Freitag, September 7th, 2007

http://www.friedrich-g-paff.de/abwesend.htm

Einladung

Samstag, August 25th, 2007

 

…dialoge wandeln anders…30 Jahre Marburger Institut

Vortrag   Lesung  Tagung   Marburg, Mittwoch 5.9. 2007 Alte Aula

http://www.diskursys.de/pdf/dwaXII.pdf

 

Die Anwesenheit der Abwesenheit – Randschärfe sozialer und poetischer Wahrnehmungen 

Dialoge bestimmen uns, durchziehen unser Denken. Geführte und Nicht-geführte Gespräche. Gelungenes und Nicht-Gelungenes. Das Nicht-Gesagte oder Noch-Nicht-Gesagte ist anwesend auch, visiert sich an oder entschwindet. Wenn es nicht aufgegriffen wird. Splitter. Fragmente. Bruchstücke. Reste. Wortlose Pausen. Leerzeichen im Gedicht. Aus Scherben setzt sich Neues zusammen. Offen zu sein. Zuzulassen, das heißt gerade nicht zu, sondern auf-merksam auf noch Abwesendes. Zwischen den Gefügen der Worte schwingt untergründig -Abwesendes antastend – im Ungeordneten schon neue Sicht.

http://www.diskursys.de/rahmenprogramm/paff.html

http://www.diskursys.de/referentinnen+.html

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 147

Donnerstag, August 2nd, 2007

Rabenkopfhöhe 

 

 

 

Mitten im Fels 

Kratzer aus Helle 

Nebel noch unten im Tal 

enger wird der Pfad 

zwischen Hecken und Dornen 

Sonne blendet dir 

eine Schrift 

die du nie verstehst 

die kopflos dich macht 

und die doch 

Sommer ganz ist 

zu riechen Erde und Gras 

zu atmen nächtlings noch Schwärze 

gewitterdurchzuckt Weite nun Höhe 

Unbeschwertheit 

Leichtheit der Luft 

du hältst den Tropfen nicht auf 

der fällt 

du bist machtlos 

gegenüber der Liebe, dem Blitz 

du segelst mit weißem Segel 

nicht über die schwarzen Berge 

du fängst den Raben nicht 

der dein eigenes Herz ist 

du zündest das Feuer nicht 

daß all deine Fesseln zerbrennt 

du gehst daher 

in der Enge des Pfads 

mit weitem Schritt 

doch dein Herz 

tanzt in den Hecken 

fliegt mit den Raben 

lacht über die Dornen 

es liest was der Kopf 

nicht versteht 

die hellen Kratzer im Fels 

es ist Sommer 

dein Herz 

hat sich verabschiedet 

von dir 

halt es nicht auf 

laß es fliegen 

du mußt es nicht 

suchen 

du weißt 

wo es zu finden 

du hältst den Tropfen 

nicht auf 

bist machtlos 

gegenüber der Liebe, dem Blitz 

ohne Herz 

mit leerem Kopf 

gehst du weiter 

die engen Pfade 

und doch 

es ist Sommer 

du bist beglückt 

mit einer fremden Weite 

die außerhalb dir 

und die doch 

ganz du bist 

 

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 146

Montag, Juli 16th, 2007

 Die Liebe von Feder und Fels

 

rheinabwärts Heilisenwerth

noch vor der Rund Kripp

auf dem quasimodo-buckelhaftigen „Osterei“ – Felsen

 

Auf den Klippen
 

bleicht
 

eine Krähenfeder
 

 

*
 

 

der Wind
 

wirbelt sie
 

manchmal
 

an den Wellenrand
 

 

*
 

 

der Schaum der Wellen
 

treibt sie
 

wieder nach oben
 

 

*
 

 

die Sonne
 

dörrt sie aus
 

 

*
 

 

die Wolken
 

ziehen über sie
 

hinweg
 

 

*
 

 

manchmal
 

näßt
 

Regen sie
 

 

 

 

zersaust
 

atmet sie auf
 

 

*
 

 

das Salz
 

der Luft
 

trocknet sie wieder
 

 

*
 

 

sie ist die Gespielin
 

des Fels
 

 

seine einzige Liebe
 

 

*
 

 

sie belebt ihn
 

sein ganz in Stein
 

verharrendes Sein
 

 

*
 

 

auf seinem Felsenbuckel
 

auf seinem Klippenherz
 

liegt sie
 

eine Paradiesnadel
 

schwarz beflügelt
 

 

*
 

 

Spur eines Flugs
 

in die unsichtbare
 

Stille hinein
 

 

*
 

 

leicht liegt sie
 

auf ihm
 

schwebend fast
 

 

*
 

 

und sticht doch
 

in die Tiefe
 

tiefer als Strom
 

 

 

alle Konturen
 

der Welt
 

 

*
 

 

so verharren sie
 

Feder und Fels
 

 

 

und teilen die Sonne
 

Himmel, Erde und Strom
 

 

*
 

 

manchmal
 

ruht der Mond
 

zu ihren Füßen
 

 

 

und sie baden
 

in seinem Licht
 

Feder und Fels
 

 

*
 

 

sie teilt ihm
 

alles was sie erflog
 

 

 

er alles
 

was er erschwieg
 

 

*
 

 

sie sind nicht allein
 

sie leben in allem hier
 

 

 

in den grünen schmalen
zartgezackten Weidenblättern
 

 

im Rascheln des Laubs
in der Spitze des Dorns
im Gleiten der Schlange
 

 

*
 

 

sie schwimmen mit den Fischen
fliegen mit den Raben
atmen im Feuer der Nesseln
 

 

*
 

 

ein Stern fällt zu ihnen hinab
gelöst Sekunden aus Nichts
aus einer anderen Zeit
 

 

 

im Abseits dahingeweht
eine Krähenfeder
ein Fels noch nicht gesprengt
 

 

 

die Ruderschläge der Nacht
durchziehen Berge und Strom
 

 

kämmen die Wellen
 

 

*
 

 

eine Krähe
die sticht in den Fels
den Flug
herzhin
 

 

 

eine Liebe
die trägt auf den Flügeln
die Schwere des Fels
leicht wie ein Weidenblatt
 

 

*
 

 

inmitten des Stroms
Klippe, Feder und Fels
 

 

 

sie fächern das Schweigen
inmitten der Strömung
 

 

 

in ihnen pocht der Strom
sich Atem
zu der Nacht, den Sternen
 

 

 

in ihnen verharrt
was aus der Welt
so schnell fällt
 

 

 

auf einem Fels
ruht eine Feder
schwankend im Wind
 

 

 

niemand sieht
wie sie schreibt
unsichtbar nachts
 

 

 

in die Haut des Fels
mit fremder Hand
ein griechisches Wort :
 

 

 

“  A N A N K E  “
 

 

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 145

Montag, Juli 16th, 2007

                                                                F. P. * 15.7.

                                                                J. P.  + 16.7.

 

Ich bin durch die Gänge gegangen 

wo du jetzt wohnst 

durch die Katakomben der Tiefe 

wo der Fluß unterirdisch strömt 

unter den Füßen der Berge hindurch 

in den Grabkammern der Stille 

wo der Himmel sich wölbt 

aus lehmiger Erde und Schiefer 

wo das Laub längst verweht 

der Sand aus den Uhren längst 

aus allen Gehäusen heraus geschwemmt 

wo du die Zifferblätter in der Hand hast 

deren Zeiger Eidechsenschatten nur sind 

ich bin durch die Gänge gegangen 

wo du jetzt wohnst wo die 

Reliquien der Heiligen kleben wie totes 

Gebälk an baufälligen Scheunen 

wo das Stroh der Träume abbrennt 

augenlos die Finsternis atmet tief und fest 

ich bin durch die Gänge gegangen 

wo du jetzt wohnst wo die 

Scherben liegen all der toten Stunden 

wo die Kästchen aufbewahrt werden 

all die Antworten die nie 

eine Frage gefunden 

ich bin durch die Gänge gegangen 

wo du jetzt wohnst wo 

Schweißperlen am kalten Felsen 

tropft der Sinn unaufhörlich zeitlos dahin 

nichts friert mehr wo alles erstarrt 

tiefer und tiefer die Kähne 

gleiten durch die Gänge der Zeit 

wer wird je ankommen 

in dieser unterirdischen Stadt 

die sich zieht endlos 

in die Ufer frühster Zeit 

deren Sterne noch nicht erloschen 

deren Licht irrt durch all 

die Schädel unzersplitterter Knochen 

Farn und Weiden barfuß sacht 

setz ich den Fuß auf 

ich weiß die Kentauren rudern den Tod 

diese Riesen und Halbgötter der Flüsse 

mit kräftigem Arm ziehen sie 

den Willen durch all den Sog 

unbeirrt unbetört 

leise gleiten die Ruderblätter aus Eschenholz 

durch die schwarzen Wellen der Strömung 

wir sind nur Momente fliegende Schuppen 

auf Ruderblättern die nie wir gesehen 

einer Krähe gleich fliegen wir durch 

Felsen und Täler flattern dahin 

doch in unserem Auge der große Bär 

jener siebensternige Wagen am Himmel 

zog mit, zog über diese Stadt 

hier immer, wir sind angekommen 

in der Tiefe der Zeit, ankern in 

der Frühe am Hafen, von hier 

gehen alle Fahrten aus, hier kommen 

alle Fahrten zurück, ich bin 

durch die Gänge gegangen wo 

du jetzt wohnst Lotse 

wo du jetzt schälst aus den 

stacheligen grünen Schoten 

die Kastanien des Südens 

ich bin durch die Gänge gegangen 

wo du jetzt wohnst Wahrschauer 

dessen Behausung für immer zerstört 

wo du jetzt siehst ins Uferlose hinab 

all die Gänge voll Granaten, Rauch und Kriege 

all die Gänge voll Weißdorn und blühender Bäume 

ich versuch noch immer zu sprechen mit dir 

wo du jetzt wohnst in den Gängen 

immer tiefer zu den Vorvätern hinab 

atmen die Tiefe die flach über allem liegt 

atmen die Stadt die niemand gesehen 

durch Tore hindurch die offen 

eh sie erbaut 

tiefer zu liegen in der Erde 

schwerer zu werden als Stein 

leichter als Kork 

trockener knöchern als Sand 

verwurzelter als Gras 

das scharf dahingemäht 

wo immer auch strandet 

das Treibholz wir zogen 

es aus dem Fluß hell 

am Morgen noch war es 

zu naß für die Flammen 

den Ring zog man dir aus 

doch unter der Fingerkuppe 

mehr nimmt man nicht mit 

ein blindes und ein sehendes Aug 

betrüg Charon nicht 

er ist ein Bettler wie du 

wir alle sind Bettler 

ich bin durch die Gänge gegangen 

wo du jetzt wohnst 

die Katakomben früher Stille 

die Kasematten der Kargheit 

wir haben das Wissen 

zu Lebzeiten schon 

weggerotzt wie allzu 

lausigen Schimmel und Schleim 

wir haben die Anker gelichtet 

für jene Tore die jeder 

nur alleine befährt 

ein Moment nur verschoben 

der Tag der Geburt und des Tods 

die Uhren sie lügen alle 

wir reparieren nur die Starre 

auf Grashalmen zu pfeifen 

das ist zu singen die Lust 

ist es der Tod 

die Unruhe die in uns schwingt 

aus allem hinweg 

zu allem hin 

nie ist der Tod 

uns Antwort 

ein vereister Hafen nur 

die Schollen brechen auf 

Wrack hin Wrack her 

unser Schiff das war 

jener Wagen am Himmel 

wir wurden gesteuert 

und steuerten los 

und steuerten uns 

wir schreckten nicht 

vor den Felsen und Riffen 

den Armen der Kentauren 

aus deren Ruderblätter Gräser wuchsen 

die Angst kroch hinweg vor 

den glatten Wänden schwarzer Finsternis 

erfroren die Finger auch 

wir pflücken die buntesten Disteln 

ich bin durch die Gänge gegangen 

wo du jetzt wohnst mein Schritt 

hallt noch in deinem Ohr 

das längst schon ist 

taub Klammer der Stille 

unter der vergrabenen Stadt 

die die Tore öffnet 

einem Fluß der 

weidenumwachsen 

seelendurchströmt 

zufließt dem Hades 

in unendlicher Stille 

 

xxxx

Montag, Juli 16th, 2007

Text folgt ab 17.8.

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Montag, Juli 16th, 2007

Text folgt ab 17.8.