Archive for Juni, 2007

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 42

Sonntag, Juni 3rd, 2007

Und diese Raben

blieben in der Welt

an ihnen blind erkennst du

die Flügel Gottes

ihre Federn zerfetzt

an Stacheldrahtzäunen, Drahtverhauen

über Apellplätze hinweg

durch Todesmühlen hindurch

sie setzen ihren Fuß nie lange auf

sie sind im Nu schon wieder weg

über Aschenplätze, glühende Halden

sie sehen

und sie bleiben blind

die Galgen derer

die man stieß hinweg

sie nähren sich von dem

was ausgesetzt nur Futter

gefällt und hingestreckt

die Augen ja auf Schlachtfeldern

auf Todesminen

sie pickten sie zuerst

die glasge Stille

die wenn nichts mehr bleibt

die Lippe

die nun nicht mehr spricht

noch schweigt

wo nur noch Masse ist

was eben Mensch noch war

die Stirn

die nun das Denken los

das Haar als Spiel

zerzupft sogleich

und nur der Wind

streicht über kahle Haut

und Regen wäscht

das Blut nur tiefer in den Sand

der grau ein Staub

nur ein Vergessen ist

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 41

Samstag, Juni 2nd, 2007

gewidmet dem Yael Elya Institut

Die Raben des Elijah 

Sie sehen den See nicht und die Nacht

sie fliegen blind durchs Dunkel nur ein Ziel

zu speisen diesen weisen Mann

der still vor einer Höhle sitzt und schweigt

auf kahlen Ästen rasten sie im Mund den Happen

in ihren schwarzen Federn noch ein weißes Haar

vom Barte oder Haupte des Propheten

es ist als ob er mit dabei auch flöge

durch Nacht und Leere, Schweigen, Tal

es ist als ob da alle Zeiten stille stehen

ein Flug der rabenschwarzen kahlen Nacht

und nur der Mond ganz bleich

inmitten silberheller Sterne, doch

sehen’s die Raben nicht, solange sie

den Dienst zu sättigen

den Hunger des Propheten hat Gott

die Augen ihnen ganz gedeckt

sie sehen den Propheten nicht noch wie er speist

sie fliegen blind durch Wälder, Täler hin

an Felsen sicher ganz vorbei

und finden blind das Futter und die Stelle

sie picken’s auf und hacken schnell

und wissen immer wo der Mund ist des Propheten

am Tag wenn Sonne heiß auch brütet gnadenlos

das Brot in ihrem Schnabel unzerkrümmelt frisch

so selten war ihr Flug so ganz gelenkt

der Raum war einfach Luft und Leere und

füllte aus doch alles restlos ganz ein Wille

nichts blieb da übrig, fiel daneben

es war genug und knapp und nie

zuwenig und zuviel, genau gemessen

und unter ihren Flügeln breitete sich aus

ein Schweigen das sie nie gekannt

im Innern strahlte eine Helle wie noch nie

als hätten sie die Sonne ganz verschluckt

und ihre schwarzen Federn spannten eine Weite

die fächerte den Himmel gänzlich auf

selbst wenn sie flatterten kurz über einem Ast

es war als ob sie stille standen

und plötzlich fiel von ihnen alle Schwere nur hinab

und wenn sie wieder Erde unter ihren Füßen

war weder Kälte noch, noch Hitze

und selbst im Regen wurden sie nicht naß

geschützt in einer Regenbogenhaut wie nie

die Kanten ihrer Schnäbel waren glühend Messer

die tief und glatt das Fleisch zerhackten

und ihre Krallen hielten eine Beute

die sie nicht sahen, die ganz bereit und

willenlos der Schärfe ihres Tuns entgegenbrach

kein Tropfen Blut fiel auf das Gras

wie flinke Schatten flogen sie und ließen

alles unberührt und unversehrt

nur wußten sie, der alte graue Mann

er liebte ihr Gekrächze, er hatte

sonst ja niemand außer Gott

mit dem er sprach

so kreischten sie

daß selbst im Fels

ihr wildes Kra-Kra-Kra

Gekrächze schrak den Stein

und fütterten den schweigenden Propheten

mit Sprache eines fremden Flugs

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 40

Freitag, Juni 1st, 2007

Das Wort

aus jenem Thoraschrein

das immer ist Geburt

es ist ein fremder Stern

der zieht dahin

und leuchtet

durch den Tod

die Engel

haben abgenabelt sich

 

 

und aus dem Staub

noch Asche

auf der Stirn

 

 

tritt unverletzt

die Frage

 

 

was unterscheidet diese Nacht

von all den andern Nächten

 

 

und diesmal

antwortet das Schweigen

 

 

eine offene Tür das Wort

ein leerer Becher

 

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 39

Freitag, Juni 1st, 2007

 

Und wär es nicht verbrannt

du hättest es zerrissen

man spürt sehr wohl

wenn man verloren ist

dann ufert aus

was vorher Strenge war

und das Geschwätz obsiegt

süßlich galant Abarbanel

die Sonne Spaniens

die Loyola schuf

brennt unerbittlich feurig

dem Don Quichote folgt

ein Sancho Panso auf dem Esel

Haarü  Haarü

am Ende waren

in Spanien dann

im Kloster Santiagos

die Gebeine dessen

von Spinoza einst geraubt

dem du hier entflohst

die Söhne des Glücks

sie werfen lange Schatten

und spotten die

die sich verwandeln müssen

dreifach, vielfach

Sprache sie verrät

sidonisch aufgehitzt

in Schmeicheleien

Lust zu suchen

verliert sich

was einst herzlich

und natürlich war

und doch es bleibt

metallisch klirrend

fahl und blaß

hohnzuckend Tod

aus Masken springt

was nie an Schärfe sich verlor

der Schreck

auch wenn er tief

ins Wasser taucht

in fremde Worte, Werte und Gerüche

Kulturen, nackt sogar

er trägt die Farben seines Hauses

die Schleuder Davids

hat ihn aufgespannt

er ist der Stein

der fliegt

geschleudert wird

durchs Auge Goliaths

zum Anfang hin

* * * * *

Doch wo ist Anfang

in dem großen Plan der Schöpfung

am Ende ist der

der da rennt und rennt

am Ziel

das hinter ihm schon liegt

schon vor ihm war

eh er zu laufen noch begann

und die da fluchen

er entfernt sich

sind selber stehengeblieben längst

und haben sich

       entfernt dann doch

von dem

das sie zu hüten suchen

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 38

Freitag, Juni 1st, 2007

Das ist die Seifenblase

die da platzt

 

die bunt und schön

so schillert

 

und ist doch Spiegelung

Sekunden schönen Scheins

 

das Buch der Lieder

zaubert Paradiese

 

und Schwert und Flamme zittern

der Engel der sie streng bewacht

 

erhebt sich kurz

aus all der Nacht

 

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 37

Freitag, Juni 1st, 2007

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Daß ich nicht traurig bin,
Eine Hoffnung aus uralten Zeiten,
Die kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Wein;
Die  Gipfel des Streites funkeln,
Im Abendsonnenschein.

Doch bald schon klärt sich auf
Dort oben wunderbar,
Ein gold’nes Geschmeide blitzet,
Es kämmt die bösen Sätze gar
Es kämmt sie mit goldener Utopie
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewalt’ge Melodei.
 
Den Streiter im kleinen Schiffe,
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die bösen Begriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh‘.
Ich glaube, Verständnis verschlinget
Am Ende Hader und Streit,
Und das hat mit ihrem Ringen,
Die Toleranz getan.

 

„Frau Kanzlerin, weinen Sie für Afrika?“, fragt Chefredakteur Geldof gleich auf Seite zwei und erhält umgehend eine Antwort, die so staubtrocken preußisch wie merkeltypisch ist: „Ich glaube nicht, dass das ein Erfolg versprechender Weg wäre.“

„Wir dagegen denken, dass man diese Ausgabe der „Bild“-Zeitung aufheben sollte zum Beweis dafür, wie rasch moralische Beweggründe sich in einen wohlfeilen Moralismus verwandeln können, der in verlogenem Kitsch und objektivem Zynismus endet. Scheinheiligendamm “  Spiegel-online ein Tag vor dem 2. Juni 2007 über die Afrika Seite der Bild-Zeitung vom 1.6.  

  

 

 

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 36

Freitag, Juni 1st, 2007

 

 fenster

 

Foto Fritz Stüber

Welcher oder welche “ Künstlerin“ gibt sich dafür  her mit ansonsten sehr schönen spielerischen Objekten sich durch – was auch immer –  instrumentalisieren zu lassen, um den Eindruck eines anderen Künstlers nur  zerstören zu wollen ?         3 Eigentore

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 35

Freitag, Juni 1st, 2007

Über der Stadt

ein Fenster erwacht

ein Fenster in einer Ruine

die Ruine ist ohne ein Dach

der Himmel badet in ihr

über der schlafenden Stadt

ein Fenster erwacht

ein Fenster in einer Ruine

der Regen wäscht die Scheiben ab

der Regen rinnt hinab

an rotem Glas

rinnt er herab

aus rotem Glas das Fenster ist

ein Fenster in einer Ruine

die sonst gar keine Fenster hat

nur hohe Sandsteinbögen

der Himmel offen nah darin

nur Raben fliegen

aus und ein

durch hohe Sandsteinbögen

über der schlafenden Stadt

ein Fenster erwacht

ein Fenster in einer Ruine

aus rotem Glas das Fenster ist

gebrannt in ihm

der Text von Heinrich Heine

über der schlafenden Stadt

ein Fenster erwacht

ein Fenster in einer Ruine

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 34

Freitag, Juni 1st, 2007

                             Für Freiligrath

 

Der Löwe hat geschlafen

jetzt haben sie ihn geweckt

er zeigt nicht gern die Tatzen

die Krallen sind nicht schön

doch wenn die Sonne allzusehr

verbrennt ihm dann das Fell

dann gähnt er laut und schrecklich

der Schrecken der Oase