Ein fehlendes Wort

Mai 1st, 2007

Irgendwie such ich in alten Wörterbüchern. In neuen auch. Zukünftige hab ich noch nicht. Aber es gab dieses Wort, gibt es noch immer, aber wo, wo nur ? Es fing an, ich glaube, so erinnere ich mich,  mit S, irgendwas mit Soll, ein Muß, eine Pflicht, es war ein Fremdwort, blieb es immer, kein deutsches Wort, Internationales. Lateinisches also, aus dem alten Imperium, Gladiatorenkämpfe, Spartacus, Urbanität, Funktionalität, Nationalität, Idendität, es hörte also auf mit tät auf , irgendein Tätärätä , Schindelrassabum, das mit Soll anfing, aber was war, ist dazwischen, das wissen wir immer genauso wenig wie was danach kommt, man ist immer allein da,  ja ist,  i war darin,  i, i,  da war i,  Soll und i war  da und tät.  Richtig so war es irgendwie. Richtig ja.   Ri Ri wir fahren mit der Kutsch. Ri Ra Ritsche . Irr nicht wahr ?  Soll ich da irritieren mich ?  Nein. Das Wort es fehlt einfach. Alleine kann man da nichts machen.

1. Mai

Mai 1st, 2007

Und sie singen früh am Morgen

schon die Revolution am Rhein

Elisabeth hoch auf den Thron

in Gießen Büchner her

in Bielefeld dem Leineweber

die rote Schleife um

und sie singen früh am Morgen

Hartz IV alles frisch gekehrt :

ein neuer Antragsteller ist gekommen

und sie singen früh am Morgen

alles wird nun umgekehrt

und am Maibaum ganz hoch oben

hängt der Eisbär Knut und tanzt

mit den Krallen in der Sonne

tapsig welche Wonne

und das Klima wandelt sich

Sorgen gibt es nicht zu Haus

Eiszeit ist vorbei

all die Starre und der Frost

alles ist voll Fliederduft

wer dagegen ist ein Schuft

und sie singen früh am Morgen

und das Klima wandelt sich

all die Bäume schlagen aus

und kein Hahn kräht mehr

nichts mehr ist mehr Mist

und die Katze liebt die Maus

und der Eisbär schwitzt

Waisenhaus

April 30th, 2007

Aus der Nacht

herausgekehrt

die Reste

aus der Asche heraus

gepustet

was da zuunterst

noch Glut

mit zugespitzten Lippen

zäh

Atem schnell schnappend

zäh angefacht

rot züngelt es noch

was blieb übrig von uns

nie hab ich dich verlassen

suchst du noch immer

den Schlüssel zu der verlorenen Tür

 

in der Urne war die Asche des Bruders nicht

hältst du noch immer die Hände

schützend um die rettende Glut

wer zündet das Feuer nun an

es ist worden kalt

Hexennacht

April 30th, 2007

Hexennacht

es tanzen die Verhältnisse

ganz quer

wer Profil sucht

wird verlacht

wer Salz sucht

findet fade nur Kultur

was Fels war

ist nur Sand

was Wahrheit

längst schon Trug

 

Hexennacht

es tanzen die Verhältnisse

ganz quer

der Professor

zieht die Maske ab

hinter endlosen Zitaten

nur ein Lachen pubertär

 

Hexennacht

es tanzen die Verhältnisse

ganz quer

der Theologe findet plötzlich Gott

unter einem Fahrradschlüssel

eine Flügelschraube rostig und voll Teer

 

 

Hexennacht

es tanzen die Verhältnisse

ganz quer

Elisabeth auf einmal

schreitet über neues Pflaster

hebt den Rock

und peitscht den Konrad sehr

was du damals mit mir einst gemacht

dieser Stadt nun Leuchtturmherzen nur gebracht

 

Hexennacht

es tanzen die Verhältnisse

ganz quer

keiner weiß mehr

ein noch aus

alles ist ein Mosaik

und die Steinchen finden nicht

zu einem Stück

weder Bild noch Fugen

selbst die Spezialisten

ratlos sind

die ansonsten

fugenlos und glatt

lösen alle Kreuzworträtsel

 

Hexennacht

es tanzen die Verhältnisse

ganz quer

und es reimt sich alles heute

Beute, Meute, Leute, Bräute

Worte sind nur leere Häute

Frauen haben Besen

laß sie kehren

Männer lesen

 

Hexennacht

es tanzen die Verhältnisse

ganz quer

keiner weiß mehr

ein noch aus

und die Raben vor dem Haus

springen auf die Katzen

die suchen mit den Tatzen

zu fliegen in die Fratzen

 

Hexennacht

es tanzen die Verhältnisse

ganz quer

und du und ich

wir wissen nicht

tanzt der Fisch

in dir und mir

wenn die Nacht uns ist

ein  schwarzes Meer

uferlos schäumt es hervor

 

schau die Raben

schau die Hexen

wie sie fliegen

wie sie flattern

mit dem Besen

Teufelswesen

hoch in Lüften

Nebel über Grüften

und die Erde saugt sich fest

endlich nach der Dürre Regen

und am Boden

kriechen tief die Nattern

 

 

 

 

 

Montagmorgen

April 30th, 2007

Und die Liebe am frühen Morgen friert

und sie zieht sich die Sonne an

nimmt den Hut den sie nicht hat

und stolziert zur Arbeit

Schlaf noch in den Augen

traumlos matt

 

 

Ausrangiert. Die Eitelkeit hat übernommen.

April 30th, 2007

Die Utopien seien verlegt worden

höre ich sagen

auf tote Gleise

in hirnlose Sackgassen nur.

Es gibt kein Zurück

wenn einer die Weichen

für immer

auf Blendwerk gestellt.

Ohne Ernte

April 30th, 2007

Er jongliert mit faulen Früchten

die mal saure Äpfel, Lyrik waren

nennt es Reife

 

alles schlucken

selbst die Spucke

propagiert und mundgerecht

 

Tonlos

April 30th, 2007

Hier hat man keine Töne mehr.

Stille,

wo die Intrige langsam wächst

und sich fortpflanzt

bis in die Spitzen der Vereisung.

Unter den Fingernägeln

noch Splitter

schwarz gerußter Pfeile.

Weiße Kiesel

April 30th, 2007

Flatterhaft alles.

Worte sind fremde Federn.

Einparzelliert alles.

Katastert.

Systematisiert.

Flugangst hat alles und

bleibt in den Gittern.

Überblick hat man in Zellen.

Wirf weiße Kiesel hinein.

Worte aus bleierner Schwere.

Biographie

April 30th, 2007

Er sammelt sein Leben.

Pickt es auf.

Raben auf Müll

im Schnabel

krächzend Körner der Unsaat

Reste, glitzernde Scherben

 

in der Asche noch

züngelt ein Feuer

 

ungesättigt