Irgendwie such ich in alten Wörterbüchern. In neuen auch. Zukünftige hab ich noch nicht. Aber es gab dieses Wort, gibt es noch immer, aber wo, wo nur ? Es fing an, ich glaube, so erinnere ich mich, mit S, irgendwas mit Soll, ein Muß, eine Pflicht, es war ein Fremdwort, blieb es immer, kein deutsches Wort, Internationales. Lateinisches also, aus dem alten Imperium, Gladiatorenkämpfe, Spartacus, Urbanität, Funktionalität, Nationalität, Idendität, es hörte also auf mit tät auf , irgendein Tätärätä , Schindelrassabum, das mit Soll anfing, aber was war, ist dazwischen, das wissen wir immer genauso wenig wie was danach kommt, man ist immer allein da, ja ist, i war darin, i, i, da war i, Soll und i war da und tät. Richtig so war es irgendwie. Richtig ja. Ri Ri wir fahren mit der Kutsch. Ri Ra Ritsche . Irr nicht wahr ? Soll ich da irritieren mich ? Nein. Das Wort es fehlt einfach. Alleine kann man da nichts machen.
Ein fehlendes Wort
Mai 1st, 20071. Mai
Mai 1st, 2007Und sie singen früh am Morgen
schon die Revolution am Rhein
Elisabeth hoch auf den Thron
in Gießen Büchner her
in Bielefeld dem Leineweber
die rote Schleife um
und sie singen früh am Morgen
Hartz IV alles frisch gekehrt :
ein neuer Antragsteller ist gekommen
und sie singen früh am Morgen
alles wird nun umgekehrt
und am Maibaum ganz hoch oben
hängt der Eisbär Knut und tanzt
mit den Krallen in der Sonne
tapsig welche Wonne
und das Klima wandelt sich
Sorgen gibt es nicht zu Haus
Eiszeit ist vorbei
all die Starre und der Frost
alles ist voll Fliederduft
wer dagegen ist ein Schuft
und sie singen früh am Morgen
und das Klima wandelt sich
all die Bäume schlagen aus
und kein Hahn kräht mehr
nichts mehr ist mehr Mist
und die Katze liebt die Maus
und der Eisbär schwitzt
Waisenhaus
April 30th, 2007Aus der Nacht
herausgekehrt
die Reste
aus der Asche heraus
gepustet
was da zuunterst
noch Glut
mit zugespitzten Lippen
zäh
Atem schnell schnappend
zäh angefacht
rot züngelt es noch
was blieb übrig von uns
nie hab ich dich verlassen
suchst du noch immer
den Schlüssel zu der verlorenen Tür
in der Urne war die Asche des Bruders nicht
hältst du noch immer die Hände
schützend um die rettende Glut
wer zündet das Feuer nun an
es ist worden kalt
Hexennacht
April 30th, 2007Hexennacht
es tanzen die Verhältnisse
ganz quer
wer Profil sucht
wird verlacht
wer Salz sucht
findet fade nur Kultur
was Fels war
ist nur Sand
was Wahrheit
längst schon Trug
Hexennacht
es tanzen die Verhältnisse
ganz quer
der Professor
zieht die Maske ab
hinter endlosen Zitaten
nur ein Lachen pubertär
Hexennacht
es tanzen die Verhältnisse
ganz quer
der Theologe findet plötzlich Gott
unter einem Fahrradschlüssel
eine Flügelschraube rostig und voll Teer
Hexennacht
es tanzen die Verhältnisse
ganz quer
Elisabeth auf einmal
schreitet über neues Pflaster
hebt den Rock
und peitscht den Konrad sehr
was du damals mit mir einst gemacht
dieser Stadt nun Leuchtturmherzen nur gebracht
Hexennacht
es tanzen die Verhältnisse
ganz quer
keiner weiß mehr
ein noch aus
alles ist ein Mosaik
und die Steinchen finden nicht
zu einem Stück
weder Bild noch Fugen
selbst die Spezialisten
ratlos sind
die ansonsten
fugenlos und glatt
lösen alle Kreuzworträtsel
Hexennacht
es tanzen die Verhältnisse
ganz quer
und es reimt sich alles heute
Beute, Meute, Leute, Bräute
Worte sind nur leere Häute
Frauen haben Besen
laß sie kehren
Männer lesen
Hexennacht
es tanzen die Verhältnisse
ganz quer
keiner weiß mehr
ein noch aus
und die Raben vor dem Haus
springen auf die Katzen
die suchen mit den Tatzen
zu fliegen in die Fratzen
Hexennacht
es tanzen die Verhältnisse
ganz quer
und du und ich
wir wissen nicht
tanzt der Fisch
in dir und mir
wenn die Nacht uns ist
ein schwarzes Meer
uferlos schäumt es hervor
schau die Raben
schau die Hexen
wie sie fliegen
wie sie flattern
mit dem Besen
Teufelswesen
hoch in Lüften
Nebel über Grüften
und die Erde saugt sich fest
endlich nach der Dürre Regen
und am Boden
kriechen tief die Nattern
Montagmorgen
April 30th, 2007Und die Liebe am frühen Morgen friert
und sie zieht sich die Sonne an
nimmt den Hut den sie nicht hat
und stolziert zur Arbeit
Schlaf noch in den Augen
traumlos matt
Ausrangiert. Die Eitelkeit hat übernommen.
April 30th, 2007Die Utopien seien verlegt worden
höre ich sagen
auf tote Gleise
in hirnlose Sackgassen nur.
Es gibt kein Zurück
wenn einer die Weichen
für immer
auf Blendwerk gestellt.
Ohne Ernte
April 30th, 2007Er jongliert mit faulen Früchten
die mal saure Äpfel, Lyrik waren
nennt es Reife
alles schlucken
selbst die Spucke
propagiert und mundgerecht
Tonlos
April 30th, 2007Hier hat man keine Töne mehr.
Stille,
wo die Intrige langsam wächst
und sich fortpflanzt
bis in die Spitzen der Vereisung.
Unter den Fingernägeln
noch Splitter
schwarz gerußter Pfeile.
Weiße Kiesel
April 30th, 2007Flatterhaft alles.
Worte sind fremde Federn.
Einparzelliert alles.
Katastert.
Systematisiert.
Flugangst hat alles und
bleibt in den Gittern.
Überblick hat man in Zellen.
Wirf weiße Kiesel hinein.
Worte aus bleierner Schwere.
Biographie
April 30th, 2007Er sammelt sein Leben.
Pickt es auf.
Raben auf Müll
im Schnabel
krächzend Körner der Unsaat
Reste, glitzernde Scherben
in der Asche noch
züngelt ein Feuer
ungesättigt