Rheingold oder Table-Dance

Mai 5th, 2007

Die Sonne plötzlich

glitzert in dem Schlamm

und zwischen Schiefer

Scherben Aschenresten

ein rostger Nagel

sticht sich in den Himmel

an dem einst hing

ein Bild des Rheins

das schwamm

durch die Romantik hin

die Wellen fraßen alle Haare

die Felsen gingen unter

die Farben lösten auf sich

uferlos auf einmal

Berge Linien Himmel Anker Nachen Weiden

Schiffe  Pappeln trieben in der Luft

kein Wasserstand mehr

und kein Pegel

kein Echo mehr

 

doch da lud ein ein neues Segel

die Weltkultur lud ein

zu erben was dahin und auch vorbei

 

und so erwachten neu

sieben Jungfrauen nackt

die tanzten auf den Tischen

 

Gi 11

Mai 5th, 2007

In leeren Schuhen

sammelt sich der Regen

an Wänden

nässt der Kalk

Stille zwischen all den Tropfen

weiße kahle Anonymität

Bombenhagel tiefe Trichter

und ein Engel wieder aufgestellt

Gruben, Gräben und Passagen

Einkaufshäuser, Stahl, Gerüstfassaden

Leuchtreklamen, Neonlicht

und ein schwarz geteerter Marktplatz

Banken, Rathaus und Beton

aufgebaut alles

Stein auf Stein

reißt es sich wieder ab

Gi 10 *100 Jahre Stadttheater * Melpomene * Mnemosyne

Mai 4th, 2007

Irgendein Dolch

versteint am Theater

oder bronzen

in der Hand einer Muse

er wartet noch immer

zuzustechen

von oben

sieht er hinab

er hat alles gesehen

gegenüber den Brand

Flammen

schlugen in die Nacht

gelbe Sterne

Goethe war der Name der Schule

wo sie zuletzt hier gesehen

irgendein Dolch

versteint am Theater

wehrlos

Gi 9 zwischen ESG und GSG

Mai 4th, 2007

Plötzlich war der Seltersweg

versteint

die rote Fahne

längst schon ausrangiert

aus den Mülltonnen

schaute Godot nicht mehr

Starre lag auf den Gesichtern

die selbst der Sand an Schuhen

nicht mehr löste

aus dem Deutschen Herbst

fielen Blätter herab

ohne Zeit zu verwelken

ohne Zeit wieder zu grünen

verwaist vom Stamm

weiß geworden über Nacht

unbeschriebene Ängste

und man ging heim

und doch in die Fremde

Gi 8

Mai 4th, 2007

In Büchners Schatten

wälzt sich diese Stadt

hin über Erbsen

glitt man nur

nichts mehr mit Krieg

Palästen, ökologischen Hütten

Fassaden nur

die Namen nie

für das was niederzwang

der eine zahlte ganz

der andre halb

der andre nicht

am Ende

schrie es dann hervor :

das Gegenwort

„Vive le roi „

Gi 7

Mai 4th, 2007

Irgendein Astavorsitzender

du kennst nicht mehr

seinen Namen

du fuhrst zur Beerdigung mit

sie diskutierten noch

wie man trauert

du fuhrst im Engpaß einer Straße

an einer zerfallenen Mühle vorbei

irgendwie Frankenberg zu

du hast die Zeit vergessen

er nahm die Zeit mit

die Zeit nahm ihn mit

Gi 6

Mai 4th, 2007

Noch immer leben die Götter

Dionysos lacht

in den Schächten zuunterst

graben die Wurzeln sich um

Phrygisches Fremdes

Pinienzapfen auch hier

nasses Efeu schlingt schlangengleich

sich um die Glasfassaden

die Atemmaske öffnet sich

spaltweis fällt Feuer in die Haut

der Mond sein bleiches weißes Auge

badet in dem schwarzen Haar

der Becher füllt sich ganz mit Nacht

und aus den Ritzen aus Beton und Teer

wuchern Brennesseln ans Licht

Eidechsen zischen übers Pflaster

am Fluß die Weiden biegen sich im Wind

Saft quillt aus ihrer nassen Haut

und in den Abbruchhaüsern

Samen nie gelebter Zeit

in Schutt gewälzt die ganze Utopie

tierwarm was überleben ließ

Höhlengleichnisse gesucht

am Rande der Imbißbuden

tropfte das Fett

goss sich

in die Gosse hinab

goss

ist das Präteritum

dieser Stadt

Liebe

Mai 3rd, 2007

Sie hielt die Zigarette in der Hand

wie seine Seele papiernern leicht

sie knickt sie ab sie löscht sie aus

er hängt an ihr und Zug um Zug

in ihrem Feuer wird er Asche ganz

Sport

Mai 3rd, 2007

Steig nicht hinab

fall nicht zu dir

streu dich nicht aus

laß dich nicht los

stürz nicht zu

halt dich im

schwimm oben auf

Sela …Cela…Celan

Mai 3rd, 2007

Plötzlich öffneten sich

die Psalme

aus ihnen fielen

Staubkörner der Stille

auf den Flügeln der Raben

trug Gott das Schweigen

in die atemlos gewordene Erde