Archive for the ‘Sprache’ Category

Internet

Mittwoch, Mai 2nd, 2007

Das Netz

zieht sich nicht zu

es spannt sich nur

immer weiter

unzählige Fische

verangelt verankert verlinkt

das große Schweigen

netzüberströmt

das Meer nicht mehr spiegelt

nur bloggt

sanftes Erzittern

Flächen virtuell glatt

Netze sie fallen

nicht mehr zur Tiefe hinab

 

Netzlos – nestlos nistet die Nacht

Mittwoch, Mai 2nd, 2007

Suche Zuspruch

im Ungebetteten

ein Vogel noch

schwarz

der den Himmel nie  gesehen

die  Sonne

trägt er unterm Flügel

eine brennende Scheibe

die spiegelt nur Dunkelheit

hell aber erwacht der Traum

und pickt aus dem Morgen

salzige Körner

Art-hritis

Mittwoch, Mai 2nd, 2007

bewimpeln, beflaggen

artistisch, artistisch

Arthritis ungelenk

versteift und verspannt

wer’s mag ohne Versmaß

postmodern oder gerappt

geslamt ungesalzen

fast food der Poesie

Krückengeklapper

Hölderlin umgebastelt

Pinocciolack

gestelzt nur gestelzt

das Leben gewälzt

und war doch

der Riß

ungekittet

das zerbrochene Wort

Die Kraft des Gesangs

Dienstag, Mai 1st, 2007

Ich darf an dieses Land gar nicht denken, wo ich lange nicht mehr war und wo immer Mai nur für mich ist,  der Duft frischer Maiglöckchen, in Sträußchen gebunden,von alten Frauen  am Straßenrand zum Verkauf angeboten, solch paradiesischer Reichtum in den knöchrigen Händen armer Bettlerinnen. Der Staub auf ungeteerten Wegen, Pferdegespanne, kleine hölzerne Häuser, ebene Wiesen, Seen , die Luft voller Flieder und die Störche fliegen über all das  hinweg. Gräber voller Kreuze und Blumen. In der Frische der Luft spürst du das Atmen der Wälder. Das Boot eines Fischers schaukelt am Ufer. Netze trocknen im Wind. In diesem Land, wo so oft Regen die Erde näßt. Und die Sprache wohltuende Klänge, Vibrationen alter  Baumgesänge noch ist. Schwirren der Vögel in der Luft. Tief atmest du ein den Geruch dumpf feuchten Gebälks, in der alten Holzkirche stehst du völlig allein. Draußen prasselt der Regen schwertönende Psalme dir auf das Dach, die du riechst wie nasser Lorbeer, Efeu, Torf.

Regen, nur Regen. Der Himmel weint, sagt Jurgis.  Du konterst frech, und die Engel, sie pissen und du fährst mit Jurgis zu diesen alten Hügeln grasbewachsen, die diesem Land die alte stolze Herkunft sind. Wo ist dieses Land, das verschwand, als es dem Kontinent sich anschloß ?

Das so stolz auf seine Bücher war, kostbar und sorgfältig das Papier. Das seine Dichter so liebte. Das von seinen Dichtern so geliebt wurde. Auch im Exil. Dessen Sprache nie unterging, auch wo sie bedroht, die verbotenen Bücher auf Rücksäcken über Grenzen geschmuggelt. Dies Land, das soviel Zensur erlitten und Leid noch mehr und das fröhlich seine Revolution singend gewann. Dessen Lieder seine Seele sind, Gebete, die die Nacht durchdringen und unbekümmert froh den Tag. Dies Volk der Bauern, Handwerker und Fischer. Voll Gastfreundschaft. Geschenke. Anerkennung. Flieder. Wo die Dichter ihre Blumen nach der Lesung an Gräbern legen, die man nie vergißt. Wo abends Brücken bauen sich über Welten hin und gelesen wird die ganze Nacht hindurch Poesie aus Versen, Wodka, Flieder, Teer. Wohin ist dieses Land in welchen Tag geschritten ?

Aber noch immer zucken die Fische in den Manuskripten, brennt diese Kerze, die die alte Frau mir schenkte, leuchten die Farben, die jene Waise dort am Waldrand mir gemalt, füllt sich der Brunnen mit frischem Wasser, knirscht das Holz, bin ich im Bann der schlanken Finger jener Madonna im Turmtor. Reit ich noch immer auf dem Gespann mit jenem unbekannten Dichter, der auch Bauer ist und das Wohnzimmer abends ausräumt zum Schlaf, reit ich mit ihm nachts in die Wälder, während die Frauen am Feuer singen, wehen die Haare im Wind, wiehert das Pferd, ungezügelter wird diese einsame nächtliche Jagd und er schreit in die Nacht, der er Matrose mal war, schreit in die Nacht Verse einer mir fremden Sprache und ich verstehe nichts und ich weiß, nie werd ich verstehen mehr als je in dieser Nacht ich gehört. So verpflanzt sich Poesie in die Haut.

Ein fehlendes Wort

Dienstag, Mai 1st, 2007

Irgendwie such ich in alten Wörterbüchern. In neuen auch. Zukünftige hab ich noch nicht. Aber es gab dieses Wort, gibt es noch immer, aber wo, wo nur ? Es fing an, ich glaube, so erinnere ich mich,  mit S, irgendwas mit Soll, ein Muß, eine Pflicht, es war ein Fremdwort, blieb es immer, kein deutsches Wort, Internationales. Lateinisches also, aus dem alten Imperium, Gladiatorenkämpfe, Spartacus, Urbanität, Funktionalität, Nationalität, Idendität, es hörte also auf mit tät auf , irgendein Tätärätä , Schindelrassabum, das mit Soll anfing, aber was war, ist dazwischen, das wissen wir immer genauso wenig wie was danach kommt, man ist immer allein da,  ja ist,  i war darin,  i, i,  da war i,  Soll und i war  da und tät.  Richtig so war es irgendwie. Richtig ja.   Ri Ri wir fahren mit der Kutsch. Ri Ra Ritsche . Irr nicht wahr ?  Soll ich da irritieren mich ?  Nein. Das Wort es fehlt einfach. Alleine kann man da nichts machen.

Ohne Ernte

Montag, April 30th, 2007

Er jongliert mit faulen Früchten

die mal saure Äpfel, Lyrik waren

nennt es Reife

 

alles schlucken

selbst die Spucke

propagiert und mundgerecht

 

Tonlos

Montag, April 30th, 2007

Hier hat man keine Töne mehr.

Stille,

wo die Intrige langsam wächst

und sich fortpflanzt

bis in die Spitzen der Vereisung.

Unter den Fingernägeln

noch Splitter

schwarz gerußter Pfeile.

Weiße Kiesel

Montag, April 30th, 2007

Flatterhaft alles.

Worte sind fremde Federn.

Einparzelliert alles.

Katastert.

Systematisiert.

Flugangst hat alles und

bleibt in den Gittern.

Überblick hat man in Zellen.

Wirf weiße Kiesel hinein.

Worte aus bleierner Schwere.

Biographie

Montag, April 30th, 2007

Er sammelt sein Leben.

Pickt es auf.

Raben auf Müll

im Schnabel

krächzend Körner der Unsaat

Reste, glitzernde Scherben

 

in der Asche noch

züngelt ein Feuer

 

ungesättigt

 

Im Taumel der Taubheit

Sonntag, April 29th, 2007

weißt du

die Messerspitze bleibt

und sie tanzt

mitten im Wort

dreht sich ihr Sinn

gegen die Feigheit

gegen all die Worte

die nie was sagten

sagen wollten

Blicke die nur

unauffällig

wegwanden sich