Archive for the ‘Gi’ Category

Delila

Samstag, Mai 5th, 2007

In deinen Händen

meine Haare

die Worte all

die sich verfingen

von Haar zu Haar

der Sprung

ins Abseits, Nichts

in deinen Händen

meine Haare

die Spitzen all

die mir genommen

in deinen Händen

meine Sprache

weht Wind

von ferner See

den Mond, das Salz

ins abgerissne Haar

in deinen Händen

meine Worte

sind ortlos all

und niemand

teilt sie

in deinen Haaren

all die Kraft

die mir genommen

das Schweigen

aus der Nacht geronnen

in deinen Haaren

meine Liebe ganz

ein Herz zerbrochen

und zu schwer

in deinen Händen

meine Haare

die Seele aufgelöst

um deine Finger

tanzen schwarze Raben

Gi 13

Samstag, Mai 5th, 2007

In der Ringallee

suchten sie

das Standesamt

Gi 12

Samstag, Mai 5th, 2007

Röntgen war hier

er wollte

durchleuchten alles

Strahlengesang

nun liegt er begraben

im Dunkel

durchwandert die Erde

der blinde Wurm

Gi 11

Samstag, Mai 5th, 2007

In leeren Schuhen

sammelt sich der Regen

an Wänden

nässt der Kalk

Stille zwischen all den Tropfen

weiße kahle Anonymität

Bombenhagel tiefe Trichter

und ein Engel wieder aufgestellt

Gruben, Gräben und Passagen

Einkaufshäuser, Stahl, Gerüstfassaden

Leuchtreklamen, Neonlicht

und ein schwarz geteerter Marktplatz

Banken, Rathaus und Beton

aufgebaut alles

Stein auf Stein

reißt es sich wieder ab

Gi 10 *100 Jahre Stadttheater * Melpomene * Mnemosyne

Freitag, Mai 4th, 2007

Irgendein Dolch

versteint am Theater

oder bronzen

in der Hand einer Muse

er wartet noch immer

zuzustechen

von oben

sieht er hinab

er hat alles gesehen

gegenüber den Brand

Flammen

schlugen in die Nacht

gelbe Sterne

Goethe war der Name der Schule

wo sie zuletzt hier gesehen

irgendein Dolch

versteint am Theater

wehrlos

Gi 9 zwischen ESG und GSG

Freitag, Mai 4th, 2007

Plötzlich war der Seltersweg

versteint

die rote Fahne

längst schon ausrangiert

aus den Mülltonnen

schaute Godot nicht mehr

Starre lag auf den Gesichtern

die selbst der Sand an Schuhen

nicht mehr löste

aus dem Deutschen Herbst

fielen Blätter herab

ohne Zeit zu verwelken

ohne Zeit wieder zu grünen

verwaist vom Stamm

weiß geworden über Nacht

unbeschriebene Ängste

und man ging heim

und doch in die Fremde

Gi 8

Freitag, Mai 4th, 2007

In Büchners Schatten

wälzt sich diese Stadt

hin über Erbsen

glitt man nur

nichts mehr mit Krieg

Palästen, ökologischen Hütten

Fassaden nur

die Namen nie

für das was niederzwang

der eine zahlte ganz

der andre halb

der andre nicht

am Ende

schrie es dann hervor :

das Gegenwort

„Vive le roi „

Gi 7

Freitag, Mai 4th, 2007

Irgendein Astavorsitzender

du kennst nicht mehr

seinen Namen

du fuhrst zur Beerdigung mit

sie diskutierten noch

wie man trauert

du fuhrst im Engpaß einer Straße

an einer zerfallenen Mühle vorbei

irgendwie Frankenberg zu

du hast die Zeit vergessen

er nahm die Zeit mit

die Zeit nahm ihn mit

Gi 6

Freitag, Mai 4th, 2007

Noch immer leben die Götter

Dionysos lacht

in den Schächten zuunterst

graben die Wurzeln sich um

Phrygisches Fremdes

Pinienzapfen auch hier

nasses Efeu schlingt schlangengleich

sich um die Glasfassaden

die Atemmaske öffnet sich

spaltweis fällt Feuer in die Haut

der Mond sein bleiches weißes Auge

badet in dem schwarzen Haar

der Becher füllt sich ganz mit Nacht

und aus den Ritzen aus Beton und Teer

wuchern Brennesseln ans Licht

Eidechsen zischen übers Pflaster

am Fluß die Weiden biegen sich im Wind

Saft quillt aus ihrer nassen Haut

und in den Abbruchhaüsern

Samen nie gelebter Zeit

in Schutt gewälzt die ganze Utopie

tierwarm was überleben ließ

Höhlengleichnisse gesucht

am Rande der Imbißbuden

tropfte das Fett

goss sich

in die Gosse hinab

goss

ist das Präteritum

dieser Stadt

Mond über Gi

Donnerstag, Mai 3rd, 2007

Der Mond taucht mich

in tiefe Lahn

die Brücken führen all

ins Niemandsland

die Ufer schrecken

das Auge des Raben ist weiß

die Weiden peitschen in den Wind