Archive for Juni, 2007

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 102

Samstag, Juni 9th, 2007

Das das ist das schönste Erbe :

Komm wir machen Erben uns

öffnet sich uns ganz die Welt

aller Moder, Staub zerfällt

keiner fragt mehr nach Kultur

leg schnell weg dabei die Uhr

Kunst bewegt zur Toleanz – Heine 101

Samstag, Juni 9th, 2007

Ach sie haben kein Konzept für Kunst

dabei ist das doch ganz einfach

Kunst ist das was sie nicht wollen

was noch einfach widerspricht

* * * * *

War mal einst noch Lesung

Dichter hier vergessen ganz am Strom

heute sieht man die Plakate schon nicht mehr

tausend Fliegen kleben an der Klatsche

die den Wind nur fächert und nicht bricht

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 100

Samstag, Juni 9th, 2007

Dies ist doch das Land

wo viele junge tun verbittern

weil sie ohne Arbeit sind

glauben nicht mehr an die Politik

glauben nicht mehr an nur irgendwas

ganz ergeben dann was nur

süchtig macht, erlahmt, verschlittert

 

nicht weil taube Ohren sind

weil man satt hat das Gedusel

das den Wein und das lebend’ge Wort

beliebig wässert hin zum Fusel

 

unter allem Maskenschein

keine Bindung mehr

Wagnis hin zum Leben

offen ganz Gesicht zu sein

 

doch der Rhein hat eine Stimme

 

Strom er ganz

wird nie er zum Kanal

 

findet was er sucht das Meer

auch durch Felsen, Engen ganz hindurch

 

strömt er frei daher

seine Wellen an dem Ufer

 

flüstern ungefesselt leis

Ufer bist du selbst, komm an

 

auch wenn du im Abseits stehst

ohne Arbeit, Sinn ist da

 

nicht die Zeitung ist das Leben

nicht die Briefmark noch das Formular

 

nicht der Titel noch der Schulabschluß

keine krummen Türme nur von Pisa

 

Leben ist was du draus machst

wenn in dir nur Atem pocht

 

Feuer ist der Strom und zäh Geduld

Felsen so er auch bezwang

 

auch wenn keine Inseln sind

manchmal ist nur Treibholz, Sand

 

 

Strandgut kommt aus einer Ferne

die wir alle kennen nicht

 

laß dich schwemmen nicht hinweg

schwimm und geh nicht unter

ruder kräftig mit dem Arm

 

doch wenn zugefroren alles

wie einst hier die Schollen türmten sich

 

klirrend ganz wie Glas sprengt es hinweg

oder taut ganz auf allmählich

 

bricht das Eis uns in der Seele

nur von innen kommt was außen wandelt

 

alles uns dann neue Sicht

spiegelt sich im Aug des andern

 

Perspektiven brauchen Wechsel

Menschen, Ohren und Gespräche

 

wo Verstummung, kapselt

isoliert und igelt alles nur sich ein

 

unsre Zukunft ist

Vermummung nicht

 

offen schreiten wir zum Strom

sitzt ein alter Mann noch

heißt George

 

Wächter noch im totgesagten Park

der jetzt Gartenschau nur ist

 

hält in seiner Hand die Fackel

die noch nicht erloschen ist

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 99

Samstag, Juni 9th, 2007

Früh beleckt, antikes Erbe hier
nicht nur Gladiatoren
sondern Sinne auch und auch Geschmack
herrlich Glas ganz durchsichtbar
und zerbrochen Diatret

Götter kamen aus dem fernen Osten
Mithridates, Isis, Jesus auch
römisch Marmor glatt und hell
nicht so grau wie Schiefer

griechisch Feuer   tiefer Atem
und auch heute aphroditisch nackt
deine Haut mir, schau nicht hin
fühle nun das Erbe ganz
 

 

als wir zimmerten noch Hütten
dumpf und nass roch das Gebälk
wenn der Regen über Stroh hinfloß
 

bauten sie in Stein
war gebrannt aus Lehm und Ton
Ziegel nannten sie solch tegula
 

wohnten sie in künstlich Fels
Höhlen selbst gemacht aus Stein
 

hatten Leder an und viel Textil
schwarze Haare glatt geschnitten
 

schauten uns wie Götter an
unsre Kraft war wildes Vieh
Schweiß und rote, blonde Haare
 

gingen nackt nur in die Thermen
weiß bekittelt mit Sandalen
wuschen sich wie nie
aßen Trauben tranken Wein
 

gingen dann wie Ameisen daher
Reihen, Schilder und Fanfaren
 

unsre Hunde bellten wild
unsre Frauen hätten uns verlacht
wenn wir so stolziert placiert dahergeschritten
so gedrillt Adler bleiern aufgesetzt
Vogelköpfe ganz im Nacken
 

 

 

später dann die Blechlawinen
unsre Ritter hatten selber dann
ein Reich römisch auch genannt
und die Pfaffen nicht mehr so wie heut
lateinisch Buchstab konnten lesen und gar schreiben
 

unser wilder Haufen wurde dann Nation
in der Völkerwanderung
hätten wir es fast verpaßt
nur die Frankenkrone und die Religion
halfen uns,  daß wir nun
mehrere Reiche hinter uns dann schon
 

heute ist uns alles Erbe
hat der Erbfeind auch gewechselt
oder gibt es sowas gar nicht mehr
hie Welf hie Stauf hie Konfession
alles ging dahin und auch daher
 

zahlten aber Zoll noch vorher kräftig
wir verdienten an dem Wasser in dem Rhein
mehr als jemals nur am Wein
alles mußte  hier hindurch
Turnosen und Tribute
prägten den Gewinn in Münzen fein
 

als die Felsenwasserstraße hier des Rheins
brachte nichts mehr ein
fuhren über Land nun Waren
unsre Zollburg gar Ruine
kam rechtzeitig die Romantik angereist
rettend uns aus aller Not
und aus aller Welt
lotste sie Touristen her
 

setzte auf den kalten Stein
eine nackte Frau mit goldnen Haaren
und die kämmte immerzu
Locken sich um zu verlocken
 

und die fremden Groschen gingen unter
fielen tief in unsre Kassen
und wir lernten immer schneller
nur zu werben und zu zocken
 

jetzt ist wieder Stille angesagt
sanft Tourismus und auch zu
verschonen Fledermaus und Wichtelbär
 

 

 

und wir wickeln alle Fisch
in Prospekte Glanzpapier
 

daß da nur kein Kratzer sei
in dem Erbeeinerlei
 

alles ist nur Zellophan
niemand reißt mehr auf die Stille
 

daß in allem Schein und Glanz
tanzt ein freier Wille ganz
 

Herwegh ruft uns zu :
 

“ Der Freiheit eine Gasse
in der Welterbetasse “
 

Bischof Hatto mahnt dazu :
 

„Wie die Mäus gefangen
unter einer Käseglock
alles wittert nur den Speck
doch kommt nicht vom Fleck “
 

 

über dieses Land gestülpt
Reiche, Toteninseln und Fanfaren
Utopisten, Revolutionäre hingeschritten
und die alten gestrigen dann auch
falscher Sagen gibt’s kein Mangel
 

wenn ein Erbe uns dann ist Kultur
daß wir selber mitbestimmen unsre Spur

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 98

Samstag, Juni 9th, 2007

Blind 

beerbt sich hier das Tal 

trotz der vielen Sichten 

sommertags steht still die Zeit 

mittags in der Hitze 

provencalisch fast 

auf den Höhen Luftzug ist 

unten tuckern Schiffe 

und du schließt die Augen 

wie die Eidechse 

auf dem Schiefer 

alte Göttin hier 

schon vor der Zeit 

 

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 97

Samstag, Juni 9th, 2007

Ach die armen Fisch

tanzen auf dem Tisch

 

plötzlich ist das Tal ein Erbe

und der Strom nun rein Kultur

 

die geschrieben wird mit h

Rheinkultur

 

und das Wasser gar kein Wasser mehr

 

Vater Rhein setzt sich die Krone auf

und posiert mit schönen Damen und auch Herren

 

Hagen, Nina Hagen alles ist nun eins

 

ach die armen Fisch

tanzen auf dem Tisch

 

schnappen nur nach Luft

ganz betört vom Weltenduft

 

jede Schuppe auf der Haut

spiegelt nun den neuen Hauch

 

und mit Kiemen und mit Flossen

alles ist vom Erbe ganz durchflossen

 

und man wartet auf die Fotografen

auf die Herren von Politik und Fernsehen

 

schnell noch lächelt jeder fein die Kieme

Weltkultur ist nun die Schiene

 

ganz erstarrt von soviel Ruhme

plötzlich ist man nicht nur Fisch

 

sondern Teil von einem Ganzen

das durchschwemmt das ganze Tal

 

wo doch sonst die andre Eck

war nur leer ein Fleck

 

tapfer hält man Erbe aufrecht

unverdrossen mit der Flosse

 

ist die Welt zu Gast

hat man nicht mehr Rast

 

alles wimmelt, plant und denkmalt

alles bistrot, flammt und gart

ach das Wasser ist kein Wasser mehr

siedet hoch sich ganz zur Loreley

 

in dem Haar der alten Nixe

kämmt sich nun die ganze Wichtigtuerei

 

ach wer war nur dieser Ahn

der vermachte uns den Kahn

 

daß wir erben nur am End

Nachen ohne Wänd

 

keine Ruder mehr

Lotsen längst dahin

 

löchrig ist der alte Kahn

stillgelegt und aufgebockt

 

ausgedörrt und ganz verschlissen

welcher Ahn hat uns beglückt

 

linkes Ufer

rechtes Ufer

vorne, hinten

mit der Strömung

gegen sie

alles ist nun

ohne Wahl

Erbe nur im Tal

welche Qual

 

Nikolaus der Schiffspatron

Erbe schenkt er uns als Lohn

ohne Arbeit, Müh und Fron

 

was fällt ab an Futter

beim Welterbekutter

 

ankerlos treibt er umher

sind dann seine Netze leer

 

ach die ganzen Fisch

tanzen auf dem Tisch

 

plötzlich ist das Wasser

gar kein Wasser mehr

 

und die armen Fisch

tanzen auf dem Tisch

 

 

schnappen

zappeln

nach dem Erbe

nur noch

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 96

Freitag, Juni 8th, 2007

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 95

Freitag, Juni 8th, 2007

Das – Schopenhauer mißbrauchend –  zielt auf Heine und seinen Text.
Dafür  Toleranz wie für den Besudlungs- und Verhunzungsjargon ?
Der tritt am Mittelrhein hier nicht zum ersten Mal auf.
Solch ein Weltkulturerbe-konzept soll Mainz für sich behalten
samt dieser 16 seitigen Broschüre.
 
 
Der Verfasser sollte zur Besinnung kommen – jeder liegt mal falsch-
oder überreizt falsch auch aus guter Gesinnung heraus –  es ist ein sehr erhitztes
 Trockenklima hier, fast vulkanisch eruptiv – am Ende bekommt der Verfasser noch
 falsche Gäste, aber ich weiß, daß er nicht zu diesen gehört.
Denk!mal, wenn Denken nützt, dann sollte man  Worte überprüfen,
aus welcher Gebrauchskiste sie stammen ! 
Ich toleriere und achte seine Liebe zu dem Denkmal und seinen Einsatz
für das Weltkulturerbe, das sich leider bisher zu wenig mit
Schatten und Widersprüche der Geschichte und Menschen befaßt hat,
sondern mehr mit Insekten und Fledermäusen.
Ich wünsche dem Verfasser, daß der Hahn so richtig kräht,
daß er erwacht. Und Kraft, Phantasien und Ideen nicht vergeudet.
Denn ich weiß, er hat davon ganz viel.
Und seinen Einsatz für die Gegend hier möcht ich so wenig missen
wie den Wein bei ihm.

Kunst bewegt zur Toleanz – Heine 94

Freitag, Juni 8th, 2007

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 93

Freitag, Juni 8th, 2007