Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 100

Dies ist doch das Land

wo viele junge tun verbittern

weil sie ohne Arbeit sind

glauben nicht mehr an die Politik

glauben nicht mehr an nur irgendwas

ganz ergeben dann was nur

süchtig macht, erlahmt, verschlittert

 

nicht weil taube Ohren sind

weil man satt hat das Gedusel

das den Wein und das lebend’ge Wort

beliebig wässert hin zum Fusel

 

unter allem Maskenschein

keine Bindung mehr

Wagnis hin zum Leben

offen ganz Gesicht zu sein

 

doch der Rhein hat eine Stimme

 

Strom er ganz

wird nie er zum Kanal

 

findet was er sucht das Meer

auch durch Felsen, Engen ganz hindurch

 

strömt er frei daher

seine Wellen an dem Ufer

 

flüstern ungefesselt leis

Ufer bist du selbst, komm an

 

auch wenn du im Abseits stehst

ohne Arbeit, Sinn ist da

 

nicht die Zeitung ist das Leben

nicht die Briefmark noch das Formular

 

nicht der Titel noch der Schulabschluß

keine krummen Türme nur von Pisa

 

Leben ist was du draus machst

wenn in dir nur Atem pocht

 

Feuer ist der Strom und zäh Geduld

Felsen so er auch bezwang

 

auch wenn keine Inseln sind

manchmal ist nur Treibholz, Sand

 

 

Strandgut kommt aus einer Ferne

die wir alle kennen nicht

 

laß dich schwemmen nicht hinweg

schwimm und geh nicht unter

ruder kräftig mit dem Arm

 

doch wenn zugefroren alles

wie einst hier die Schollen türmten sich

 

klirrend ganz wie Glas sprengt es hinweg

oder taut ganz auf allmählich

 

bricht das Eis uns in der Seele

nur von innen kommt was außen wandelt

 

alles uns dann neue Sicht

spiegelt sich im Aug des andern

 

Perspektiven brauchen Wechsel

Menschen, Ohren und Gespräche

 

wo Verstummung, kapselt

isoliert und igelt alles nur sich ein

 

unsre Zukunft ist

Vermummung nicht

 

offen schreiten wir zum Strom

sitzt ein alter Mann noch

heißt George

 

Wächter noch im totgesagten Park

der jetzt Gartenschau nur ist

 

hält in seiner Hand die Fackel

die noch nicht erloschen ist

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