Regen

Mai 16th, 2007

In seiner Bettelschale 

der Bettler 

fängt er die Tropfen auf 

er ist blind 

und so hört er den Himmel 

 

o.T.

Mai 16th, 2007

Wann

wird enden

der gestrige Tag

du wirst zählen die Zeit

es gibt Tage

die schneiden ins Leben

tiefer als Messer 

Uferlos

Mai 15th, 2007

Wohin willst du fließen Rhein

wohin bist du geflossen

die Strömung riß durch Felsen dich

die beugten deine Bahn

du schlängelst dich

du windest dich

doch irgendwann

ist alles leer

nur Meer

Fels

Mai 15th, 2007

An diesem Fels

da stehst du oft

er hat gar keinen Namen

er ist die Wand

die vor dir steht

und hinter dir die Nacht

ist wenn keiner mehr

denn bei dir steht

er kennt dich gut

wozu noch Mut

so wie der Strom

in weite Ferne schlägt

bleibt doch der Fels

ein Wächter er

still steht er

unbeugsam

Schatten in der Nacht

die ausruht von der Grelle nur

ein Wächter stumm

einsam nur Stein

In der Gassen enger Schatten

Mai 14th, 2007

In den Gassen

wälzt der Mond

den Himmel nächtlings

in das Pflaster

die Häuser werfen Schatten

durch die Tote gehen

sie suchen ihren Namen noch

an Türen die schon längst

vergessen und verwaist

Schritte hörst du

in der Nacht

eine Hand legt sich

auf deine Schulter

eine Hand aus Rabenflügel

Mondenschein

sieh hier in die Höh

all die Enge nie

löste sie sich auf

alles blieb hier

wie es war

bleibst du stets                             

ein Schritt nur auf dem Pflaster

in den Schatten enger Gassen

wo der Mond den Himmel

nächtlngs wälzt          

bist du, ist dein Schatten auch

festverankert mitverwebt

Prost

Mai 14th, 2007

Die da schreien                   

schreien immer

die da wispern

wispern immer

alles heult nur

so zum Schein                   

die da loben

loben immer

taubstumm nur                   

erträgst du deinen Wein 

Weder verramscht noch beliebig

Mai 14th, 2007

Ich bin die Tradition

ich geh durch all die Namen

ich bin das Etikett nicht

das man klebt

ich bin Besitz nicht vom Verein

noch Trittbrett für die Trittbrettfahrer

ich bin die Tradition

ich gehe durch die Zeiten

ich bin das Tote nicht

das man verwaltet

bin das was war

und immer ist

weil einmal es

nur so gewesen ist

ich bin was immer wieder

neu entdeckt

wenn ohne Lügen und Schablonen

man entgegentritt

und zieht die Abziehbilder ab

auch die von Kraft-durch-Freude-Zeit

ich bin die Tradition

so wie es war und unbeliebig

so schenk ich Blicke in die Alte Zeit

und tue auf Momente

die nicht vorgeschwommen

ich bin die Tradition

wer in mir ist

der hat die Wahl

Feuer, Asche, alles sein

Ufer, Strom und Grund

wer in mir ist

braucht keine Wahl

er findet ganz zu sich

ich bin die Tradition

ich gehe durch die Namen

ich trübe nicht, ich helle auf

verkläre nicht, bin keine Zier

ich bin die Tradition

ich gehe durch die Namen

durchs Vergessen ganz hindurch

wer nah mir ist

ist nicht wer klebt

ist wer da steht

im Widerspruch

im andern stets

erfüllt sich was

sich selber bleibt

und wandelt ganz

Museum der Welt

Mai 14th, 2007

Sie bewundern Vögel, Tiere

Pflanzen, Kräuter, Mineralien

Landschaft, Berge, Strom

Burgen, Kirchen und Kapellen

Fachwerk, Heine und Hugo

Ritter, Staufer, Minne, Wein

Bergwerk, Höhlen, Eidechs, Fledermaus

doch hier waren Menschen auch zu Haus

nicht nur Inventar allein Fossilien

lebend im Museum Loreley

Warum ist es … ?

Mai 14th, 2007

Kratzer in dem Lack

sie polieren

das Erbe auf

Sandpapier

schleift es fein

spiegelglatt

ohne Brüche und Risse

schattenlos glänzt

steril    der Rhein

 

Die alte Goldwaage

Mai 13th, 2007

Auf der Spur in das Haus meiner Väter

im Flur an gekalkter Wand

hängt die Schifferkappe noch

das Fischernetz es trocknet

neben Tee, Kamille auf dem Speicher

die alte Bibel liegt verwaist

der graue Heidelberger Katechismus

Truhen, Kästen angefüllt mit Uhren

Brillen drauf

der Plan von einer Schiefermine

im Keller neben Eichenfässer

Steine, Fliesen, Funde

die Wilddiebflinte gut versteckt

Schmuggelgut in der Franzosenzeit

Schlösser in die kein Schlüssel paßt

Weidenkörbe   Bartmannkrüge

Zifferblätter ohne Zeiger

trockene Reben gelagert im Hof

auf der Spur in das Haus meiner Väter

durch Träume hindurch

durch Brände

durch Risse, Brüche, Engen

Häuser die nun nicht mehr stehen

auf der Spur in das Haus meiner Väter

Wingertspfade steil, Bergmannslampen

Schifferseile Fischerhaken

Gläser, Uhren, Perpentikel

in der Hand des Alten

der durch alle Väter geht

balanciert die feine Wage

stets auch gut geeicht

Ebenholz mit dünnen Messingschalen

und es gibt kein Gold

das da hebt die Asche auf

dessen den sie einfach so vergast