In seiner Bettelschale
der Bettler
fängt er die Tropfen auf
er ist blind
und so hört er den Himmel
In seiner Bettelschale
der Bettler
fängt er die Tropfen auf
er ist blind
und so hört er den Himmel
Wann
wird enden
der gestrige Tag
du wirst zählen die Zeit
es gibt Tage
die schneiden ins Leben
tiefer als Messer
Wohin willst du fließen Rhein
wohin bist du geflossen
die Strömung riß durch Felsen dich
die beugten deine Bahn
du schlängelst dich
du windest dich
doch irgendwann
ist alles leer
nur Meer
An diesem Fels
da stehst du oft
er hat gar keinen Namen
er ist die Wand
die vor dir steht
und hinter dir die Nacht
ist wenn keiner mehr
denn bei dir steht
er kennt dich gut
wozu noch Mut
so wie der Strom
in weite Ferne schlägt
bleibt doch der Fels
ein Wächter er
still steht er
unbeugsam
Schatten in der Nacht
die ausruht von der Grelle nur
ein Wächter stumm
einsam nur Stein
In den Gassen
wälzt der Mond
den Himmel nächtlings
in das Pflaster
die Häuser werfen Schatten
durch die Tote gehen
sie suchen ihren Namen noch
an Türen die schon längst
vergessen und verwaist
Schritte hörst du
in der Nacht
eine Hand legt sich
auf deine Schulter
eine Hand aus Rabenflügel
Mondenschein
sieh hier in die Höh
all die Enge nie
löste sie sich auf
alles blieb hier
wie es war
bleibst du stets
ein Schritt nur auf dem Pflaster
in den Schatten enger Gassen
wo der Mond den Himmel
nächtlngs wälzt
bist du, ist dein Schatten auch
festverankert mitverwebt
Die da schreien
schreien immer
die da wispern
wispern immer
alles heult nur
so zum Schein
die da loben
loben immer
taubstumm nur
erträgst du deinen Wein
Ich bin die Tradition
ich geh durch all die Namen
ich bin das Etikett nicht
das man klebt
ich bin Besitz nicht vom Verein
noch Trittbrett für die Trittbrettfahrer
ich bin die Tradition
ich gehe durch die Zeiten
ich bin das Tote nicht
das man verwaltet
bin das was war
und immer ist
weil einmal es
nur so gewesen ist
ich bin was immer wieder
neu entdeckt
wenn ohne Lügen und Schablonen
man entgegentritt
und zieht die Abziehbilder ab
auch die von Kraft-durch-Freude-Zeit
ich bin die Tradition
so wie es war und unbeliebig
so schenk ich Blicke in die Alte Zeit
und tue auf Momente
die nicht vorgeschwommen
ich bin die Tradition
wer in mir ist
der hat die Wahl
Feuer, Asche, alles sein
Ufer, Strom und Grund
wer in mir ist
braucht keine Wahl
er findet ganz zu sich
ich bin die Tradition
ich gehe durch die Namen
ich trübe nicht, ich helle auf
verkläre nicht, bin keine Zier
ich bin die Tradition
ich gehe durch die Namen
durchs Vergessen ganz hindurch
wer nah mir ist
ist nicht wer klebt
ist wer da steht
im Widerspruch
im andern stets
erfüllt sich was
sich selber bleibt
und wandelt ganz
Sie bewundern Vögel, Tiere
Pflanzen, Kräuter, Mineralien
Landschaft, Berge, Strom
Burgen, Kirchen und Kapellen
Fachwerk, Heine und Hugo
Ritter, Staufer, Minne, Wein
Bergwerk, Höhlen, Eidechs, Fledermaus
doch hier waren Menschen auch zu Haus
nicht nur Inventar allein Fossilien
lebend im Museum Loreley
Kratzer in dem Lack
sie polieren
das Erbe auf
Sandpapier
schleift es fein
spiegelglatt
ohne Brüche und Risse
schattenlos glänzt
steril der Rhein
Auf der Spur in das Haus meiner Väter
im Flur an gekalkter Wand
hängt die Schifferkappe noch
das Fischernetz es trocknet
neben Tee, Kamille auf dem Speicher
die alte Bibel liegt verwaist
der graue Heidelberger Katechismus
Truhen, Kästen angefüllt mit Uhren
Brillen drauf
der Plan von einer Schiefermine
im Keller neben Eichenfässer
Steine, Fliesen, Funde
die Wilddiebflinte gut versteckt
Schmuggelgut in der Franzosenzeit
Schlösser in die kein Schlüssel paßt
Weidenkörbe Bartmannkrüge
Zifferblätter ohne Zeiger
trockene Reben gelagert im Hof
auf der Spur in das Haus meiner Väter
durch Träume hindurch
durch Brände
durch Risse, Brüche, Engen
Häuser die nun nicht mehr stehen
auf der Spur in das Haus meiner Väter
Wingertspfade steil, Bergmannslampen
Schifferseile Fischerhaken
Gläser, Uhren, Perpentikel
in der Hand des Alten
der durch alle Väter geht
balanciert die feine Wage
stets auch gut geeicht
Ebenholz mit dünnen Messingschalen
und es gibt kein Gold
das da hebt die Asche auf
dessen den sie einfach so vergast