Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 139

Juni 22nd, 2007

Und mir träumte 

die Stadt sie sei Venedig 

hinterm Alten Haus Rialto-Brücke 

St. Peter ein St. Marco 

und gotisch fein geziert 

die neue Kapelle ein Dogenpalast 

die Gassen alle nur Kanäle 

so wie bei Hochwasser 

und Fische, Ratten auch darin 

und Winand selbst der schwarze Doge 

in seiner Gondel hält er einen bleichen Knaben 

und fährt zum Aufgang der Kapelle hin 

und alles singt und starrt 

streut Veilchen auf den Knaben 

die Juden flüchten schnell 

da kommen Winzer mit den Trauben 

die schenken sie dem Knaben 

der mit Winzermesser doch erstochen 

und alle haben keine Masken an 

nur Winand eine schwarze ganz 

Bleikammern die braucht man hier nicht 

Schiefer ist auch gut 

man erstickt auch so 

Casanova sieht den Knaben nicht 

er hat ganz anderes im Aug 

die Wunder die er sieht 

sind von dem Knaben nicht 

da taucht sich plötzlich alles ein 

in bleiches fahles Licht 

die Sichel eines Monds 

neigt sich dem Knaben zu 

und Winand greift nach ihr 

er braucht doch einen Heiligenschein 

doch dieser fällt ganz tief 

an dem Knaben ganz vorbei 

in den Schlick einer Lagune 

und schwimmt dahin 

die Juden atmen auf 

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 138

Juni 21st, 2007

Und es blühte eine Rose 

war ein klein Hotel 

wohnten drin zwei alte Frauen 

und ein Gästeehepaar 

das geflohen vor dem Krieg 

aus den großen Städten 

doch umsonst, niemand 

hemmt des blinden Schicksals Lauf 

Ende Februar 45 

am Geburtstag meiner Mutter 

die gefeiert nebenan 

fiel die Bombe auf das Haus 

löschte Leben aus 

später spielten Kinder wir 

auf dem freien Platz 

Klicker fielen nicht mehr Bomben 

in die gut gezielten Löcher 

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 137

Juni 21st, 2007

Und sie bauten sich 

einen Himmel 

unterm Dach 

des alten Turms 

malten sie die Decke 

das Gewölbe ganz 

himmelblau 

mit goldnen Sternen 

Tag und Nacht so 

wurde eins 

und sie tanzten, tranken 

sangen unter einem Himmel 

den sie selber sich gemacht 

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 136

Juni 21st, 2007

Eine Stadt mit runden Türmen 

ist harmonisch ausgeglichen 

niemand eckt hier an 

Kinder laufen gern im Kreis 

und die Ecken lieben Hunde 

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 135

Juni 21st, 2007

Von diesem großen runden Turm 

blieb nichts als nur ein Stumpf 

drei runde Türme beschirmten einst die Stadt 

die Stadt sie war ein Dreieck nur 

ein Häuserdächer-Schiefernetz 

aufgespannt an mächtigen Säulen drei 

Zoll-Diebesturm wie auch der Bergfried von der Burg 

begrüßten Feinde wie auch Gäste 

gesprengt verlor sich all das Rund 

in dem die Stadt geborgen war 

und kantig, eckig, gar gespenstisch 

erschien nun düsterer das Bild 

die Stadt, die nur noch Türme kantig, eckig hat 

sie hat am Rhein noch einen runden Stumpf 

und Autos, Züge rasen eng an ihm vorbei 

an seinen Wänden klebt ein Gartenhäuschen noch 

und Blumen wachsen wo einst tiefes Dunkel war 

ummauert dick und fest die armen Hexen, Diebe 

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 134

Juni 21st, 2007

Sieh diesen Berg 

am andern Ufer 

namenlos 

der Berg 

am andern Ufer 

wo einst die Galgen 

drauf gestanden 

Pyramide 

die den Himmel lotet 

es ist als ob er Form nur 

ohne Nutzung 

Gott selbst 

hat ihn gebaut 

wie er zur Spitze hin 

massiv sich streckt 

ganz gerade fast 

und unbeweglich fest 

ankert er im Strom der Zeit 

Rehe nur 

durchspringen sein Gebüsch 

er zeigt den Stand der Sterne an 

der Mond schlingt um ihn 

seine Taue 

wenn der die Stadt bescheint 

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 133

Juni 21st, 2007

Die Toleranz der Ufer 

 

 

 

 

Die Vögel fliegen drüber weg.

 

Die Schiffe fahren vorbei.

 

Brückenlos der Rhein hier ist.

 

Wir, wir sind die richtige Seit.

 

die Schönheit unsrer Kapellen, Burgen und Kirchen

 

die andre ist die Schepp Seit

 

nach Osten die Altäre

 

das kann die Schepp Seit nicht

 

die Römer kamen nur zu uns

 

doch von er Schepp Seit aus

 

da sieht man uns so gut

 

wir können selber

 

nie sehen uns so schön

 

wie von der Schepp Seit nur

 

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 132

Juni 20th, 2007

Deine Liebe 

ist ein Seil 

das nie zerreißt 

 

 

denn 

du läßt es 

einfach los 

Kunst bewegt zur Toleanz – Heine 131

Juni 20th, 2007

In Ruinen

blüht unsere Liebe

am schönsten

 

 

in Fertighäusern

such ich immer den Ausgang

und finde ihn nicht

Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 130

Juni 20th, 2007

Ich lebe noch 

sagt die Angel 

wenn sie 

plötzlich wieder da 

die vorher ruhig 

fast abwesend gewesen 

nach oben 

wirft die Schnur 

ich lebe noch 

wenn an dem Haken 

hängt ein Fisch

und zappelt, zappelt, zappelt