Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 146

 Die Liebe von Feder und Fels

 

rheinabwärts Heilisenwerth

noch vor der Rund Kripp

auf dem quasimodo-buckelhaftigen „Osterei“ – Felsen

 

Auf den Klippen
 

bleicht
 

eine Krähenfeder
 

 

*
 

 

der Wind
 

wirbelt sie
 

manchmal
 

an den Wellenrand
 

 

*
 

 

der Schaum der Wellen
 

treibt sie
 

wieder nach oben
 

 

*
 

 

die Sonne
 

dörrt sie aus
 

 

*
 

 

die Wolken
 

ziehen über sie
 

hinweg
 

 

*
 

 

manchmal
 

näßt
 

Regen sie
 

 

 

 

zersaust
 

atmet sie auf
 

 

*
 

 

das Salz
 

der Luft
 

trocknet sie wieder
 

 

*
 

 

sie ist die Gespielin
 

des Fels
 

 

seine einzige Liebe
 

 

*
 

 

sie belebt ihn
 

sein ganz in Stein
 

verharrendes Sein
 

 

*
 

 

auf seinem Felsenbuckel
 

auf seinem Klippenherz
 

liegt sie
 

eine Paradiesnadel
 

schwarz beflügelt
 

 

*
 

 

Spur eines Flugs
 

in die unsichtbare
 

Stille hinein
 

 

*
 

 

leicht liegt sie
 

auf ihm
 

schwebend fast
 

 

*
 

 

und sticht doch
 

in die Tiefe
 

tiefer als Strom
 

 

 

alle Konturen
 

der Welt
 

 

*
 

 

so verharren sie
 

Feder und Fels
 

 

 

und teilen die Sonne
 

Himmel, Erde und Strom
 

 

*
 

 

manchmal
 

ruht der Mond
 

zu ihren Füßen
 

 

 

und sie baden
 

in seinem Licht
 

Feder und Fels
 

 

*
 

 

sie teilt ihm
 

alles was sie erflog
 

 

 

er alles
 

was er erschwieg
 

 

*
 

 

sie sind nicht allein
 

sie leben in allem hier
 

 

 

in den grünen schmalen
zartgezackten Weidenblättern
 

 

im Rascheln des Laubs
in der Spitze des Dorns
im Gleiten der Schlange
 

 

*
 

 

sie schwimmen mit den Fischen
fliegen mit den Raben
atmen im Feuer der Nesseln
 

 

*
 

 

ein Stern fällt zu ihnen hinab
gelöst Sekunden aus Nichts
aus einer anderen Zeit
 

 

 

im Abseits dahingeweht
eine Krähenfeder
ein Fels noch nicht gesprengt
 

 

 

die Ruderschläge der Nacht
durchziehen Berge und Strom
 

 

kämmen die Wellen
 

 

*
 

 

eine Krähe
die sticht in den Fels
den Flug
herzhin
 

 

 

eine Liebe
die trägt auf den Flügeln
die Schwere des Fels
leicht wie ein Weidenblatt
 

 

*
 

 

inmitten des Stroms
Klippe, Feder und Fels
 

 

 

sie fächern das Schweigen
inmitten der Strömung
 

 

 

in ihnen pocht der Strom
sich Atem
zu der Nacht, den Sternen
 

 

 

in ihnen verharrt
was aus der Welt
so schnell fällt
 

 

 

auf einem Fels
ruht eine Feder
schwankend im Wind
 

 

 

niemand sieht
wie sie schreibt
unsichtbar nachts
 

 

 

in die Haut des Fels
mit fremder Hand
ein griechisches Wort :
 

 

 

“  A N A N K E  “
 

 

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