Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 129

Zwischen uns

ist eine Fremdheit

die uns ganz

die Nähe schenkt

 

 

es ist als ob

die Nacht da spürt

das Dunkel eines

ander’n Sterns

 

 

es ist als ob

das Licht sich wendet

hin zu hell’rem Glanz

 

 

zwischen uns

ist eine Fremdheit

die uns ganz

die Nähe schenkt

 

 

es ist als ob

das Gras da zittert

wenn der Wind

die Halme fächert

über Wiesen, Felder streift

 

 

es ist als ob

der Stein da fühlt

die Feuerglut der Schlange

die sich aufbäumt oder ringt

 

 

es ist als ob der Adler

mit den Schwingen

die Gipfel einsam

mitträgt auf den Flügeln

 

 

zwischen uns

ist eine Fremdheit

die uns ganz

die Nähe schenkt

 

 

 

 

 

es ist als ob

der Schiefer

wenn er spaltet sich

zerfällt zu neuem Sein

 

 

es ist als ob

der Strom

durch Felsen bricht

in Wellen sanfter Glätte

 

 

es ist als ob

wir Ufer wär’n

von einem andern Strom

der unser Leben

ganz durchbricht

 

 

in uns

ist eine Fremdheit

die uns ganz

die Nähe schenkt

die aus der Stille wächst

die aus der Weite wächst

die alle Enge sprengt

und bettet sich

tief unter’m Flügel eines Raben

der getroffen wurde

vom Pfeil des blinden Knaben

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.