Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 28

Die Toleranz

 

 

Sie suchten hier am Rhein

schon immer was

das Gold, das Haar, die Krone

 

die Römer suchten auf das Bad

die Kelten den Druidenpfad

die Juden ihre Mikveh

 

die Götter wechselten gar häufig

mal Mithridates, Isis, Bacchus und Astarte

 

auch die Germanen

brauchten einen Heiland

der kräftig war und stark

und siegreich in der Liebe

noch gab es Ehen mehr

als nur zu zweit

 

sie suchten einen Gott

der gab der Kirche

und dem Kaiser

viel Macht und Rom

erhob in neuem Glanz

sich auf des Glaubens Hügeln

 

der große Staufer war dazwischen

ein Hammer, der dann schnell gefällt

 

dann suchten sie

den Buchstab in der Bibel

Luther schaute den Leuten auf das Maul

die Landesfürsten auf die Kassen

 

die armen Bauern waren dazwischen

 

als das vorbei war

dachten sie die Wahrheit

Aufklärung und Moral

 

die Freiheitsbäume und Kokarden

Zipfelmützen Sansculottenhosen

von einer goldnen Biene bald zerfressen

kamen an den Rhein geschritten

 

der arme Hölderlin war auch dabei

 

als das vorbei war

dachten sie Befehl

Gehorsam, Führer und Partei

 

egal in welcher Farbe

das macht sich alles gut

ist nur der Blockwart auf der Hut

 

es blutete der Kontinent ganz fürchterlich

 

als das vorbei war

dachten sie Erfolg

ein jeder gegen jeden

egal mit wem und was und wie

 

selbst in die Seele

schauten sie wie nie

und therapierten was sich nicht

der neuen Leistung unterzog

 

so wuchs bei uns die Toleranz

Produkt aus vielen Kriegen

 

wir bomben nicht mehr zügellos

wir legen Minen nun aus Liebe

 

 

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