Die Toleranz
Sie suchten hier am Rhein
schon immer was
das Gold, das Haar, die Krone
die Römer suchten auf das Bad
die Kelten den Druidenpfad
die Juden ihre Mikveh
die Götter wechselten gar häufig
mal Mithridates, Isis, Bacchus und Astarte
auch die Germanen
brauchten einen Heiland
der kräftig war und stark
und siegreich in der Liebe
noch gab es Ehen mehr
als nur zu zweit
sie suchten einen Gott
der gab der Kirche
und dem Kaiser
viel Macht und Rom
erhob in neuem Glanz
sich auf des Glaubens Hügeln
der große Staufer war dazwischen
ein Hammer, der dann schnell gefällt
dann suchten sie
den Buchstab in der Bibel
Luther schaute den Leuten auf das Maul
die Landesfürsten auf die Kassen
die armen Bauern waren dazwischen
als das vorbei war
dachten sie die Wahrheit
Aufklärung und Moral
die Freiheitsbäume und Kokarden
Zipfelmützen Sansculottenhosen
von einer goldnen Biene bald zerfressen
kamen an den Rhein geschritten
der arme Hölderlin war auch dabei
als das vorbei war
dachten sie Befehl
Gehorsam, Führer und Partei
egal in welcher Farbe
das macht sich alles gut
ist nur der Blockwart auf der Hut
es blutete der Kontinent ganz fürchterlich
als das vorbei war
dachten sie Erfolg
ein jeder gegen jeden
egal mit wem und was und wie
selbst in die Seele
schauten sie wie nie
und therapierten was sich nicht
der neuen Leistung unterzog
so wuchs bei uns die Toleranz
Produkt aus vielen Kriegen
wir bomben nicht mehr zügellos
wir legen Minen nun aus Liebe