Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 7

In der Ruine rotem Fenster
ein Text zieht sich
durch Glas dahin
Aschenregen fällt auf Kalk
so schwärzt sich rotes Glas
so schimmert Licht hindurch
und schattet ab das Wort
ein Fragment brennt sich in Stille
in den offnen Himmel hin


über allem noch die Fratzen
der Chimären Wasserspeier
spucken aus das Gift

                                                 .
aus dem Schatten der Ruine
treten alte Geister   
Winand
schult gelehrt und fromm sich um
und der Knabe Werner
mit den Wunden
Opfer war er sicherlich
schändlich dann sein Name
zur Verfolgung und Ermordung hin mißbraucht

                                                                     .
schaut der schönen Sarah ins Gesicht
Veilchen blaue streut er aus
und der stumme Wilhelm
mit dem Nachen der
den Pfarrer Horn auch fuhr
grüßt sie alle mit erhobnem Ruder

                                                                            .
hier ist nun das Ende all der Flucht
kein Gerücht mehr geistert flink durch enge Gassen
keine Hetze und kein Fluch
nichts wird mehr verbrannt und kein Progrom
keine alten Frauen abgeführt und keine Schmähung
offen durch die Straßen vorgeführt

                                                                                             .
schieß nicht schieß nicht ich bin ein einzelner Mensch
und der Rabbi schlägt die Hände vors Gesicht
weg ist nun das Hakenkreuz hoch gegenüber
im Waisenhaus die alte Thora überlebt

                                                                                                  .
und der Rabbi schlägt die Hände vors Gesicht
niemand sieht es
drüben noch die alte Synagoge
ohne Tafel einfach Haus
still versteckt abseits von der Straße
an dem Berge etwas hoch

und der Rabbi schlägt die Hände vors Gesicht
der Engel des Todes er schwebte
über Kapelle und Stadt
und der Rabbi grüßt die Toten
grüßt die leben
grüßt die morgen leben hier
stumm formt sich auf  seinen Lippen

                                                                                         .
Sch’ma Jis’rael: Adonaj Elohejnu, Adonaj Echad!
   

 

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