Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 128

Kunst bewegt nicht nur zur Toleranz

sondern manchmal auch die Diebe ….

 

Der alte Hansenbecher 

er liegt nun irgendwo 

auf fremden Grund 

in einem fremden Fluߠ

die Fische nippen all an ihm 

und trinken Brüderschaft 

sie setzen sich die Krönchen auf 

und spielen Burg und Ritter 

allein die Wassertaufe geht nun schlecht 

wo alles Wasser ist 

fehlt auch der Wein 

zum Hansenmeister wählen sie 

den dicksten Barsch 

und silbern hell 

so wie der Becher schimmert 

im schönsten Schuppenkleid 

die Fischfräulein die Nixen 

sie loreleyen um den Becher rum 

die Reiter auf dem Becher drei 

sie reiten immer schneller 

wenn sie die Nixen sehen 

und alles dreht sich schnell im Kreise 

und singt, palavert, scherzt und tanzt 

 

 

 

im Strudel, Sog 

was log und auch betrog 

was klemmte, stahl und raubte 

der Becher glänzt noch immer 

und schüttelt allen Schwindel 

von sich hinweg nur flüchtig Staub 

in seinem Innern ist ein Schimmer 

den niemand rauben kann 

der nicht aus Stahl, aus Blech 

aus Kupfer, Silber oder Gold 

der aus der Gastfreundschaft getrieben ist 

ein unvergänglich haltbar Band 

 

 

 

die Diebesbeute 

mit neuen Adel 

krönt sie ihre Meute 

und jeder Fisch 

zecht nun ganz frei 

auf ihr Hansen 

seid dabei 

 

 

 

was tief gefallen auf den Grund 

geworfen in den Schlund 

die Hehlersware 

ist erwacht 

das ist des Schicksals Wende 

und gründet tief im Schlick 

am Ende 

eine neue Kommende 

 

 

Zum gestohlenen Becher 

so nennen die Fischlein sie 

Zum gestohlenen Becher 

auf dem Kanal- und Rhônegrund 

 

 

der letzte Mensch der aus dem Becher trank 

der arme Dieb das arme Kind 

er trank zum Trost aus ihm 

und nippte Leid 

das Herz gar blutet ihm 

so sagt er wirklich 

als Mama ganz zerfetzte 

des Lucas Cranach altes Bild 

Sibylle von Cleve 

ihr Antlitz für immer dahin 

 

 

 

wegen guter Führung 

frühzeitig dann entlassen schon 

schreibt er nun Bücher 

der arme Wicht 

das Internet preist ihn stets an 

auf Lesereisen muß er nun 

viel schlimmer als die alte Kellnerei 

 

 

 

und selbst bei Bertelsmann erscheint sein Buch 

dem Club der guten Sitten 

es ist nicht Toleranz 

es haßt der Bürger 

insgeheim die Kunst 

und freut sich 

wenn da zerfetzt, zerhackt, geklaut 

was allzu schön doch war 

 

 

 

und unser armer Dieb 

der letzte Trinker aus dem Becher 

als Sicherheitsexperte für Museen 

sucht er nun neuen Job 

denn Zeugnisse dafür 

die braucht er wahrlich nicht 

 

 

Merkur der Gott der Händler, Spitzbuben und der Diebe 

hat heimlich ihn ganz flink und schwarz gehanst 

sein Name kunstvoll nun eingeschrieben ist 

im Matrikelbuch der großen Diebe 

 

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