Kunst bewegt nicht nur zur Toleranz
sondern manchmal auch die Diebe ….
Der alte Hansenbecher
er liegt nun irgendwo
auf fremden Grund
in einem fremden Fluߠ
die Fische nippen all an ihm
und trinken Brüderschaft
sie setzen sich die Krönchen auf
und spielen Burg und Ritter
allein die Wassertaufe geht nun schlecht
wo alles Wasser ist
fehlt auch der Wein
zum Hansenmeister wählen sie
den dicksten Barsch
und silbern hell
so wie der Becher schimmert
im schönsten Schuppenkleid
die Fischfräulein die Nixen
sie loreleyen um den Becher rum
die Reiter auf dem Becher drei
sie reiten immer schneller
wenn sie die Nixen sehen
und alles dreht sich schnell im Kreise
und singt, palavert, scherzt und tanzt
im Strudel, Sog
was log und auch betrog
was klemmte, stahl und raubte
der Becher glänzt noch immer
und schüttelt allen Schwindel
von sich hinweg nur flüchtig Staub
in seinem Innern ist ein Schimmer
den niemand rauben kann
der nicht aus Stahl, aus Blech
aus Kupfer, Silber oder Gold
der aus der Gastfreundschaft getrieben ist
ein unvergänglich haltbar Band
die Diebesbeute
mit neuen Adel
krönt sie ihre Meute
und jeder Fisch
zecht nun ganz frei
auf ihr Hansen
seid dabei
was tief gefallen auf den Grund
geworfen in den Schlund
die Hehlersware
ist erwacht
das ist des Schicksals Wende
und gründet tief im Schlick
am Ende
eine neue Kommende
Zum gestohlenen Becher
so nennen die Fischlein sie
Zum gestohlenen Becher
auf dem Kanal- und Rhônegrund
der letzte Mensch der aus dem Becher trank
der arme Dieb das arme Kind
er trank zum Trost aus ihm
und nippte Leid
das Herz gar blutet ihm
so sagt er wirklich
als Mama ganz zerfetzte
des Lucas Cranach altes Bild
Sibylle von Cleve
ihr Antlitz für immer dahin
wegen guter Führung
frühzeitig dann entlassen schon
schreibt er nun Bücher
der arme Wicht
das Internet preist ihn stets an
auf Lesereisen muß er nun
viel schlimmer als die alte Kellnerei
und selbst bei Bertelsmann erscheint sein Buch
dem Club der guten Sitten
es ist nicht Toleranz
es haßt der Bürger
insgeheim die Kunst
und freut sich
wenn da zerfetzt, zerhackt, geklaut
was allzu schön doch war
und unser armer Dieb
der letzte Trinker aus dem Becher
als Sicherheitsexperte für Museen
sucht er nun neuen Job
denn Zeugnisse dafür
die braucht er wahrlich nicht
Merkur der Gott der Händler, Spitzbuben und der Diebe
hat heimlich ihn ganz flink und schwarz gehanst
sein Name kunstvoll nun eingeschrieben ist
im Matrikelbuch der großen Diebe