Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 67

Sie mauerten sich ein

sie mauerten sich zu

verteidigten sich gar allzusehr

am Ende blieb der Angriff aus

die Parolen gegen Feinde blieben leer

und man kämpfte selber so

jeder nun im eignen Haus

in den engen Gassen

gegen Hunde dann des Nachbarn

von den hohen Türmen aus

schaute man, ob nicht ein Schiff

komme bald, daß eine Flagge noch

oder sei es nur ein Wimpel klein

der noch ungezwungen keck

frei im Wind sich dreht

ungemauert ungetürmt

wenn es stürmt

dann ist’s hier aus

fliegen alle Schiefer von den Dächern

wackeln alle Fachwerkwänd

knarren alle Eichentür’n

fliegen alle Korken raus

alle Säufer von der Trepp

von den Fäßern gar der Spund

nur im Suff da ist man frei

ohne Mauern, Türme los

ist nur voll der Becher

fühlt ein Herz der Zecher

ist es auch ein Glas

funkelt rot die Nas

der Wein erhitzt sehr die Gemüter

am Abend und des Nachts

am Morgen ist man stumpf

am Mittag dann ganz bieder

am Abend geht es wieder los

die Rentner nur die trinken

am Nachmittag schon ihren Schoppen

gehen früher dann zu Bett

im Alter hat man nicht mehr

allzuviel zu hoffen

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