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Was immer sie in der Hand haben mag, auf jeden Fall keinen Spiegel .  Dann würde keiner sie kaufen. Man stelle sich vor, man kaufe extra eine Heilige und sehe dann sich selber nur. So wie man ist. Nein, dafür sind Heilige nicht . Nein, dafür gibt man kein Geld aus.  Die  große extra blattgoldgefaßte farbige Heilige, nein nicht schwarz, bunt ganz, tiefes Rot, sattes Blau, goldene Lilien, gibt schon was her, kostet auch … !  Obwohl im Jubiläumsjahr kostengünstig extra angepriesen.  1600 Euro ! Wenn dann Besuch kommt, das ist schon repräsentativ, fällt ins Auge stolz,  bewundernswert und signalisiert doch, daß man sozial ganz nur auf Mildtätigkeit hin gestimmt.  Sie paßt schon in diese Stadt diese Stadtheilige. Sie würde bestimmt heute im Südviertel wohnen. Sagte doch öffentlich – anzugsmäßig gut dezent gekleidet, aber gesinnungsmäßig umwälzend fortschrittlich – sagte doch einer der Germanistenprofessoren  tatsächlich, er würde im Sommer jedes Jahr in Irland Urlaub machen, um dem proletarischen Element intensiver begegnen zu können. Wohlstand und Wohltätigkeit beides zu vereinigen, das farbige luxuriöse teure Exemplar vermag das am besten.  Wenn in aller Zierde die goldene Krone in den Augen strahlend glänzt und der kupferne, bleierne Pfennig hinab sich begibt, kullert oder gnädig fällt , schwupp, hops in die noch ungewaschenen striemigen offen gehaltenen bittend flehenden Hände eines ohne oder mit Hartz IV versehenen Bettlers, Krüppels, Loosers, Schnorrers, Flegels, Versagers. 

Dann erwacht das Mittelalter wieder. Die Marburger Tafel. Aber wer hungert, fragt nicht, wes Brot es ist. Das konnte sich nur Elisabeth leisten.

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