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Kommt heute die Bundeskanzlerin nach Marburg zu Besuch ? Man weiß es nie. Plakate in der Ketzerbach und anderswo fordern auf , klagen Sie ihr Leid. Frau Dr. Merkel antwortet und bittet um Entschuldigung. Um Uhr im neuen Software-Center, wo früher die Kaserne war.   

Ist das nun studentische Satire oder Wirklichkeit ? In Marburg weiß man nie was ist.Ich frage meine Tabakverkäuferin. Ob sie schon weniger Umsatz hat, weil seit gestern ja das Rauchverbot in Kneipen herrscht ?  Bestimmt werden jetzt extreme Nichtraucher durch Kneipen ziehen, die sie vorher nie gesehen, und schnüffeln, ob noch etwas an Rauch  in der Luft liegt . Nein, ich frage sie nicht nach dem Umsatz, ich frage sie nach Angela Merkel. Meine Tabakverkäuferin  liest die Zeitung hier. Angela Merkel kommt wirklich heute.  Mit dem Helikopter begleitet vom Ministerpräsidenten und Staatsschutzmitarbeitern in die Behringwerke, eine neue Produktionsanlage zu eröffnen von Impfstoff und Zellkulturen.  

Wirklichkeit und Satire vermischen sich im universitären Marburg immer. Nie weiß man, was denn nun das eine oder das andere ist. Meist übertrifft die Wirklichkeit in ihrer Banalität jede noch so mühsam erdachte Satire. Ist man nun an der Lahn, die man kaum bemerkt,  oder an einer ihrer Nebenarme oder an einem von ihr abgezweigten Mühlbach, wo Elisabeth ihr Hospital gründete.  Fließt die Ketzerbach nun unterirdisch in Rohren oder bewässert sie still fließend überirdisch den neuen silberkugeligen Boulevard ?   

Mit Marburg an der Lahn fängt es schon an. Ein Journalist, dem sie leider gekündigt, zeigte mir die Stelle vor Cölbe , wo der Ohm in die Lahn fließen soll, ein wunderbarer naturbelassener Platz, nur, jeder kann sich davon überzeugen, der Ohm fließt nicht in die Lahn, die Lahn fließt in den Ohm. Letzterer ist wassertragend viel mehr. Marburg am Ohm. Begriffe, Bedeutungen decken sich hier nie mit der Wirklichkeit. Darum ist Marburg ja auch Universitätsstadt.   

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Merkel was nimmt sie von Marburg mit ? 

Marburg das ist ein leuchtendes Herz, ein schwarzer Walfisch und im Abendrot das Erlöschen aller Utopien. 

Im Louisabad schwimmt noch eine Forelle, die züngelt nach Luft. 

Das neue Bordell von Ubelohde gemalt mit Aschenputtel davor. 

Im Café Barfuß suchen sie noch immer den gläsernen Schuh und in der Cavete jazzt die Nacht durch die Kasematten. Alone in my sorror. Down in the depths on the 19th floor. They have a perfectly sexual life. Old black magic. 

 

Eben noch geht Kaiser Friedrich durch die Stadt. Er soll Elisabeth geliebt haben. Die sarazenischen Leibwächter begleiten ihn. Es ist Ramadan gerade, sie legen ihre kleinen Gebetsteppiche auf den Steinweg, schauen hoch zu den hohen Minarettürmen der Elisabethkirche und warten, daß der Ruf des Muezin ertönt Allah akbar.  Aschhadu   an la ilaha illAllah , aber vom Rathaus nur kräht rostig ein Hahn in die sonst stille andächtig versunkene Stadt. 

Ohne Tornados noch fanden die Kreuzzüge statt. 

Angela Merklein spottete Fischer. 

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