Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 20

Alter Vater Rhein in deinem Bart

flechten neue Muster sich

laß die Wellen sie durchdringen

aus den Strudeln zieht sich neue Bahn

Strömung hin zu Meeresfluten

doch du weißt ich bin das Gegenfluten

schwacher Fels in tosend Brandung

Widerhaken im Gefälle, Dorn im Dickicht

Stein an Biegung, Eck und Grund

reißen alle Netze mir, niemand

fischt mich auf aus deiner Enge

immer strömst du mir entgegen

stemme mich doch nie hinweg

nenn es Trotz, Verachtung, Stolz

liebe nicht die mit dir schwimmen

immer je nach Pegel oben auf

deine Ufer sind mir eng

deine Berge Papp-paraden

deine Stirne mag ich

hart und keltisch, römisch glatte Schläfe

alter Flußgott fesselst mich

mit der Reben saurem Saft

deine Augen schauen durch alle Masken

deine Haare feuerrot im Wasser

alter Vater Rhein zwischen deinen Ufern

wenn die Öde an den Tälern klebt

strömst du, pochst du

bist du Atem mir und frei

Richtung, Puls und Leben

und dein Mund er flüstert mir

wellentief und – leis

wenn der Mond des Nachts

badet wie auf einer Scherbe Glas

wiegt mich ganz dein Felsenecho

alte Sagen sagen es

Sohn des Rheins bist du geblieben

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