Kunst bewegt zur Toleranz – Heine 17

Ja er war ein Ketzer

ganz und gar

mit Haut und Haar

küß mir das blanke Schwert

das der liebe Gott be-schert

das feuerrote Sefchen

statt der schwarzen Locken

des Henkers Töchterlein

er sah was seinem Volke fehlt

er trat und trat

Sarkasmus, Spott, Witz, Ironie

Verrat, ja auch Verrat

oft ratlos gar

nur ja nicht wieder kriechen

warf er den Kopf

im Ohr noch dies Haarüh ! Haarüh !

verzweifelt sein Gebet

kalt Spott zur Höh

vielleicht hat Gott ihn ja erhört

den soviel Trotz nicht weiter stört

fand er am Ende doch zu ihm

doch vorher noch sein Leben lang

daß jedem Frommen wurde bang

sei Nazarener er, Christ oder Jud

er köpfte alle Köpfe mit und ohne Hut

das Leben zeigt er sinnlich nackt

er liebt wie niemand lieben kann

er ist ein Deutscher mehr als jeder Mann

er kennt die Herzen, Träume, Phantasien

die Lügen, Schmeicheleien, Maskeraden

er tanzt das Leben wild voll Glut

doch kommt stets zur Besinnung

er verliert sich ganz

und findet doppelt sich dann wieder

er ist ein Bürger zweier, dreier Welten

zerrissen, atmend, leidend und voll Kraft

in seinem Widerspruch ist er Gott nah

er ist die Frage

die mit falscher Antwort

auf Dauer nie zufrieden war

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.